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Referat Niccolò Paganini - Sein Leben & Seine Kunst

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Niccolò Paganini - Sein Leben & Seine Kunst

Inhaltsverzeichnis:

Sein Leben                                                                                    

Der Aufstieg                                                                                                               

Lucca                                                                                                                          

Quer durch Italien                                                                                                                    

Der Europäer                                                                                                                             

An der Seine und Themse                                                                                       

Der Abstieg                                                                                                                

'Über Paganinis Kunst die Violine zu spielen'            

Ausgesuchte Werke                                                                                                 

Literaturverzeichnis                                                                     

Sein Leben

Der Aufstieg:

Schon mit sechs Jahren hatte der am 27. Oktober 1782 geborene Knabe begonnen, Violine zu spielen, und sein Vater, Antonio Paganini, ein eifriger Gitarrespieler, war sein erster Lehrmeister geworden. Man kann sich nicht leicht einen strengeren Vater als ihn denken. Schien sein Sohn ihm nicht fleißig genug, so zwang er ihn durch Hungern zur Verdoppelung seiner Kräfte, so daß die Gesundheit zu leiden begann. Doch hätte es solcher rohen Antriebe nicht bedurft, da er selbst für das Instrument begeistert war und unaufhörlich darauf studierte.

Als der Vater ihn nichts mehr lehren konnte, war der Knabe zu dem ersten Violinisten der Stadt, Giacomo Costa, in die Lehre gekommen. Unter solch sachkundiger Leitung machte er ungeahnte Fortschritte, er spielte jetzt bereits allwöchentlich beim Gottesdienst in der Kirche, und auch in größeren Privatgesellschaften durfte er sich hören lassen.

Am 31. Juli 1795 veranstaltete er ein eigenes öffentliches Konzert im Teatro Sant´ Agostino. Der Saal war gedrängt voll und des Jubels kein Ende.

Nun entschloß sich Vater Paganini, den Sohn nach Parma zu bringen, um ihm von bewährten Meistern die letzte Weihe des Musikers zuteilwerden zu lassen. Niccolò wurde so ein Schüler von Alessandro Rolla. Daneben erhielt er von Ghiretti und später von Paer theoretischen Unterricht und begann zu komponieren.

Nachdem Niccolò seine Studien beendet, veranstaltete er in Parma zwei eigene Konzerte, bereiste dann mit dem Vater die meisten oberitalienischen Städte, wie Mailand, Bologna, Florenz, wo der fünfzehnjährige Wunderknabe überall Geld und Ruhm gewann, und kehrte schließlich 1798 wieder in seine Heimatstadt Genua zurück.

An dem Herumziehen in der Welt hatte er großen Gefallen gefunden, nur eines daran war ihm verhaßt: die scharfe Aufsicht des Vaters. Da griff der Knabe zu einer List, um sich endlich der Fesseln zu entledigen. Alljährlich fand in dem Städtchen Lucca ein großes Musikfest statt und diese Gelegenheit hatte sich Niccolò zu seinem Befreiungsplan ausersehen. Nach langem Weigern willigte der Vater endlich ein, daß er allein dorthin reise, da er selbst in Genua zurückgehalten war. In Lucca feierte Niccolò im September 1801 einen vollen Triumph. Doch statt nach Hause zurückzukehren, zog er hinaus in die Welt. Die Liebe und der Spieltisch waren die zwei Gottheiten, denen er unermüdlich opferte. An den jungen Künstler drängten sich auch Leute recht fragwürdiger Art heran, und seine Unerfahrenheit ließ ihn leicht ein Opfer ihrer Verführung werden.

So weilte er um 1802 herum viele Monate auf dem Landsitz einer reichen Freundin, die eine eifrige Gitarrespielerin war. Aus diesen Tagen dürfte wohl auch Paganinis Vorliebe für dieses Instrument stammen, für das er eine Menge Kompositionen aufgezeichnet hat. Zahlreiche Sonaten, Menuetts für Gitarresolo, oder Duette und Quartette für Gitarre und Violine.

Trotz seiner glänzenden Erfolge und der dadurch bedingten reichen Einnahmen stürzte Paganini die Spielleidenschaft immer wieder in Schulden. Ein Zufall befreite ihn von diesem Laster. Aus dem Spieler und Verschwender wurde gar bald ein sparsamer, ja geldgieriger Kapitalist. 1804 kehrte Paganini vorübergehend in seine Vaterstadt zurück. Seine Spielfreude steigerte sich noch, als ihm sein Freund Fantino Pino, der damalige Kriegsminister, eine kostbare Geige schenkte. Es war eine der letzten und reifsten Arbeiten von Giuseppe Guarneri del Gesù aus dem Jahre 1742. Seine Instrumentsammlung vermehrte sich schließlich auf sieben Stradivari und drei Guarneri.

Lucca:

In dem anmutigen Lucca, dessen erstes Betreten für Paganini einst von so tiefgreifender Bedeutung geworden war, sollte sich noch einmal eine entscheidende Wandlung seiner Lebensbahn vollziehen. Inzwischen war das Städtchen fürstliche Residenz geworden. Nachdem die Franzosen Lucca besetzt hatten, hatte es Napoleon I. zur Hauptstadt des Fürstentums Piombino ernannt, mit dem er seine Schwester Marie Anna Elise und ihren Gemahl Felice Bacciocchi belehnte. Dem neuen Herrscherpaar diente dieser Fleck Erde in erster Linie zur Erhöhung des Lebensgenusses.

Unter den Veranstaltungen des alljährlichen im Herbst begangenen Festes stand 1805 ein Konzert des schon damals in Oberitalien gefeierten Paganini vornan. Noch am selben Abend unterzeichnete er einen Vertrag, der ihn zum Kammervirtuosen der Fürstin und zum Hofkapellmeister der Oper ernennt. Zwar waren die Bedingungen keine glänzenden, doch der winkende Lohn schien ihm jedes Opfer wert: die Gunst von Marie Elise. An der künstlerischen Entwicklung ihres neu gewonnen Freundes nahm sie regen Anteil und war nicht müde, ihn zu immer neuen Errungenschaften in der Technik seines Instrumentes anzuspornen. So verdankt er ihr auch sein berühmtes Spiel auf nur einer Saite. Weiters schrieb er auch als Huldigung zu des Kaisers Namenstag seine militärische Sonate 'Napoléon' für die vierte Saite. Diese spielte er vor einer glänzenden Hofgesellschaft, und der Erfolg übertraf seine kühnsten Erwartungen.

Da der Zauber, der ihn einst an Lucca gefesselt, immer mehr zu verblassen begann, gewann die Sehnsucht zum ungebundenen Umherschweifen wieder die Oberhand. Nach Florenz riefen ihn noch seine Hofverpflichtungen. Marie Elise war inzwischen von Napoleon zur Herzogin von Toskana ernannt worden, und der ganze Hofstaat war von Lucca nach Florenz übersiedelt. Zur Feier des Friedensschlusses zwischen Frankreich und Österreich fanden hier, im Oktober 1809, große Musikaufführungen statt, bei denen Paganini, als Kammervirtuose der Herzogin, natürlich nicht fehlen durfte. Nach der Beendigung des Festes blieb er aber nicht in Florenz, sondern zog in die Welt hinaus.

Quer durch Italien:

Paganinis Flucht endete in Mailand, einer Stadt, die er sehr ins Herz schloß und in die er in der Folgezeit immer wieder gern zurückkehrte. Dort entstanden auch seine weltberühmten Variationen Le Streghe (Die Hexen). Nach einem Anfall seines Unterleibsleiden konnte er sich im Oktober 1813 zum erstenmal vor dem Mailänder Publikum hören lassen. Dieser denkwürdige Abend trug als erster den Ruhm des Künstlers über die Grenzen seines italienischen Vaterlandes hinaus und lenkte die Augen von ganz Europa auf diesen Wundermann.

Fünfzehn Jahre lang durchzog nun Paganini als gefeierter Virtuose und Nationalheros alle Städte Italiens, vom äußersten Norden bis zu den südlichsten Gestaden Siziliens.

Als Paganini im Frühjahr 1816 in Genua weilte, erreichte ihn die Nachricht, daß der berühmte Geiger Lafont in Mailand eingetroffen sei, um dort Konzerte zu veranstalten. Sofort brach er dorthin auf, um sich selbst ein Urteil über das Spiel seines Rivalen zu bilden. Am anderen Morgen schlug ihm Lafont vor, gemeinsam in einer Akademie aufzutreten. Es war natürlich ein törichtes Unterfangen des Franzosen, Paganini auf italienischem Boden den Rang ablaufen zu wollen. Mochte er ihm im getragenen klassischen Stil, an Tonfülle und edlem Vortrag überlegen sein, so war er ihm an Originalität und technischen Können, was vor dem großen Publikum natürlich den Ausschlag geben mußte, nicht entfernt gewachsen.

Kurz darauf führte Paganini der Zufall mit einem anderen Meister seines Instruments zusammen, dem Deutschen Louis Spohr. Als Spohr sein Spiel später in mehreren Konzerten kennengelernt hatte, vermochte er keine reine Freude daran zu empfinden. Seine linke Hand und seine reine Intonation schienen ihm bewundernswürdig. In seinen Kompositionen und seinem Vortrag fand er eine sonderbare Mischung von höchst Genialem und kindisch Geschmacklosem, weshalb der Totaleindruck nach öfterem Hören für ihn nicht zufriedenstellend war.

Nicht lange nach der Begegnung mit Spohr kreuzte noch ein dritter Rivale Paganinis Weg: der junge Pole Joseph Lipinski. Dieser empfand reine Begeisterung für Paganinis Kunst und wollte aus seinem Spiel lernen. In Piacenza machte er des Künstlers Bekanntschaft, und Paganini schloß den jungen Kunstgenossen, dessen Talent ihn aufrichtig interessierte, bald so sehr ins Herz, daß er viel mit ihm zusammen musizierte.

Von italienischen Künstlern schloß sich Paganini enger nur an Rossini an, mit dem er bei einem Aufenthalt in Bologna 1814 Freundschaft geschlossen hatte und in Rom traf er nach Jahren wieder mit ihm zusammen.

Von Rom aus besuchte Paganini zum erstenmal Neapel. Leider sollte für den Künstler die Erfüllung seines jahrelang gehegten Wunsches, eines Aufenthalts in Neapel, durch einen neuen Krankheitsanfall empfindlich getrübt werden.

Diese ständigen Rückfälle seiner Unterleibserkrankung trieben Paganini von einem Arzt zum anderen. In Rom wurde eine syphilitische Vergiftung festgestellt, die sich später leider bestätigte. In Neapel faßte Paganini den ernsthaften Plan zu heiraten, seine Erkorene hieß Carolina Banchieri. Vier Tage verlebte Paganini mit der so gepriesenen Carolina, dann war er plötzlich ihrer überdrüssig, ließ sie sitzen und entwich von Neapel nach Parma.

Ein Aufenthalt in Venedig im Frühjahr 1824 wurde für Paganinis Leben von einschneidender Bedeutung. Eine kleine Sängerin, Antonia Bianchi, hatte es ihm angetan. Er nahm sie zu sich und förderte durch eifriges gemeinsames Studium ihre Gesangskunst. Das Glück erreichte den Höhepunkt, als ihnen in Palermo am 23.Juli 1825 ein Knabe geboren wurde, der stolz Achille genannte und des Vaters Abgott wurde. Der Erholungsaufenthalt auf Sizilien und mehr wohl noch das geregelte Leben hatte Paganinis Körper neu gekräftigt.

Doch mit der Rückkehr in die große Welt, in die Atmosphäre der Konzertsäle und Salons, war es um die Harmonie und das Liebesglück der beiden geschehen. Sie begleitete ihn noch bis zur ersten Station im Ausland, nach Wien, doch hier verließ sie nach einer furchtbaren Szene die Stadt und kehrte nach Italien zurück. Sie forderte eine einmalig Abstandssumme, die ihr ausgehändigt wurde und der kleine Achille blieb beim Vater zurück.

Diesem abgöttisch geliebten Kind ein Vermögen zu erwerben, war der Hauptgrund, der Paganini endlich bewog, seine Kunstfertigkeit auch jenseits der Alpen zu erproben. Nach des Vaters Tod im Jahre 1825 unterstützte Paganini die Mutter und seine beiden Schwestern freigebig. Eine Konzertreise durch Deutschland, Frankreich und England sollte die Finanzfrage nun mit einem Schlag lösen.

Der Europäer:

Im Jahre 1828 unternahm Paganini seine erste Kunstreise nach Wien. Dort wurde behauptet, daß er mit dem Teufel im Bund stehe. Ferner wurde angenommen, daß er kein normaler Mensch aus Fleisch und Blut sei, sondern ein Dämon, der durch seinen Höllenspuk die Sinne seines Publikums umgaukle. Doch die Ereignisse seines ersten Konzertes fanden in der Presse begeisterten Widerhall. Der Künstler war jetzt auch in Wien Mode geworden. In jedem Schaufenster prangt sein Bild und jeder Gebrauchsgegenstand war mit seinem Porträt geziert. Nachdem Paganini in Wien zwanzig eigene Konzerte veranstaltet und mehrfach bei Hof gespielt hatte, wofür er zum Kammervirtuosen ernannt worden war, gab er im Juli ein großes Abschiedskonzert, für das er ein neues Konzert in Es-Dur komponiert hatte.

Zur Erholung von den anstrengenden Wiener Wochen begab er sich zu einm mehrmonatigen Kuraufenthalt nach Karlsbad, um dann von hier aus seine Kunstfahrt durch Deutschland anzutreten. Aber gleich in der ersten Station, Prag, fiel ein Teil der Kritik, gereizt durch die übertriebenen Wiener Berichte, gehässig aus und versuchte ihn als Scharlatan zu entlarven. Diese Zeitungsartikel bereiteten dem Künstler viel Verdruß und begeistert stimmte er daher dem Plan des neugewonnenen Verehrers, des Prager Professors Schottky, bei, der es unternehmen wollte, seine Biographie zu schreiben und ihn gegen alle derartigen Anwürfe zu verteidigen. Zu dem Arger über den Skandal kam noch eine mehrwöchige, schmerzhafte Erkrankung.

Zu Beginn des Jahres 1829 war er endlich wieder soweit hergestellt, daß er seine Reise fortsetzen konnte. Der Erfolg Paganinis in Berlin war so ungeheuer, daß er seinen Plan, sich sofort von dort nach London zu begeben, aufgab und immer neue Konzerte ankündigte. Die Wiener Narrheiten wurden hier wenn möglich noch überboten und auch die ernste Musikkritik leistete dem Künstler begeistert Gefolgschaft.

Nachdem sich Paganini die Hauptstadt des Nordens untertan gemacht, wandte er sich zunächst nach Warschau. Hier, wo er zehn Konzerte gab, hörte ihn der junge Chopin und empfing durch sein Spiel entscheidende Eindrücke. In Dankbarkeit widmete Chopin dem Wundermann ein Variationenwerk 'Souvenir de Paganini'.

Paganini durchstreifte nun zwei Jahre land kreuz und quer das deutsche Land, und es gibt kaum ein mittelgroßes Städtchen, deren Bewohner er nicht vorübergehend in Erstaunen versetzt hätte.

Dem Urteil des Publikums und der Kritik legte er großes Gewicht bei, er sammelte auf das sorgfältigste alles, was über ihn geschrieben wurde, und ließ sich, jedes Wort, das er nicht verstand, genau übersetzen. Begegnete er der Menge insgesamt, so sah er mit grenzenloser Verachtung auf den einzelnen Mann des Volkes herab und Untergebene behandelte er sehr schlecht. Von rührender Hingabe und Geduld war Paganini jedoch im Umgang mit seinem Söhnchen Achille, von dem er sich nie trennte, und der ihn auf allen Reisen begleitete.

An der Seine und Themse:

Als Paganini in Paris erschien, stand dort in allen Gebieten des kulturellen und sozialen Lebens das Barometer auf Sturm. Der Kampf der Romantik gegen die Gesetze und Fesseln der klassischen Richtung tobte in allen Zweigen der Kunst. Auf eine Kunstepoche, die in akademisch-klassischen Doktrinen zu erstarren drohte, folgte jetzt als Reaktion eine Zeit wildesten Überschwalls, radikalster Neuerungssucht. Im Februar 1831 traf er in Paris ein. Trotz dreifach erhöhter Eintrittspreise vemochte der große Saal des Opernhauses die Zahl der Besucher an seinem ersten Konzertabend nicht zu fassen.

Unter der tobenden Menge saß auch der junge Franz Liszt. Des Geigers fabelhaftes Können ließ ihn ahnen, welche Leistungsmöglichkeiten auch seinem Instrument noch innewohnen müßten, und er, der sich schon die ganze klavierspielende Welt untertan gemacht, schwur sich einen heiligen Eid, nicht eher zu rasten, als bis er in seinem Kunstgebiet mindestens dem von Paganini Erreichten Ebenbürtiges geleistet. Paganinis kurz zuvor veröffentlichte '24 Capricci' waren die Zauberfibel, an deren Geheimnissen er zum Zauberer reifen sollte.

Paganini gab in Paris hintereinander elf Konzerte. Wie einst in Wien und Berlin, so breitete sich jetzt auch über Paris diese neueste Krankheit aus, 'Paganinitis', eine Epidemie, deren Verlauf glücklicherweise in den meisten Fällen ungefährlich blieb und mit Entfernung des Bazillenträgers sofort erlosch.

Im Mai 1831 traf er in London ein, doch der Aufenthalt began mit einem herben Mißklang. Der Direktor der italienischen Oper figurierte als Paganinis Manager. Er hatte aber für das erste Konzert des italienischen Weltwunders auf englischem Boden so unerhörte Preise angekündigt, daß sich in der Presse ein Entrüstungssturm erhob und das Publikum die Gefolgschaft verweigerte. Paganini sagt daher 'gesundheitshalber' einen Tag vor dem festgesetzten Termin das Konzert ab und kündigte für wenige Tage später ein neues Konzert zu normalen Preisen an.

Die englische Presse blieb ihm nach wie vor wenig günstig gesinnt und brandmarkte bei jeder Gelegenheit das Ausplünderungssystem, das dieser geizige Ausländer in England betreibe. In Manchester errichte ihn die Nachricht, daß seine Mutter in Genua gestorben ist.

Für die Tournee durch die englische Provinz hatte sich Paganini einem englischen Impresario 'verkauft', wie die Zeitungen verächtliche berichteten, d.h. er erhielt eine bestimmte feste Monatseinnahme, wogegen er verpflichtet war, überall aufzutreten, wo sein Impresario, der allein das Risiko trug, Konzerte arrangierte. Paganini wurde damit der Begründer eines Systems, das später von vielen Künstlern, die der geschäftlichen und organisatorischen Schwierigkeiten ihres Berufes ledig sein wollten, nachgeahmt wurde. Nach neunmonatigem Verweilen auf englischem Boden und Absolvierung von insgesamt 132 Konzerten kehrte er im März 1832 nach Paris zurück.

Hier wütete die Cholera. Neunmal lud er die Pariser während dieser entsetzlichen Wochen der Trauer und Todesangst zu Konzerten in die Große Oper. Das zweite dieser Konzerte fand zugunsten der Cholerakranken statt.

Ungefährdet von der todbringenden Seuche verließ Paganini Ende Juni wieder die Seinestadt, um auch in England Erfolg zu haben. Doch Paganini sehnte sich bereits nach der Heimat und hatte seinen Freund Germi beauftragt, für ihn in Italien ein Landgut zu kaufen. Nach einer kürzeren Tour durch Südengland kehrte der Künstler Ende September wieder nach Paris zurück, ohne wesentlich hervorzutreten. Erst im Frühling 1833 begann er wieder einen Zyklus von Konzerten in der Großen Oper. Sehr verübelt wurde ihm seine Weigerung, an einer zugunsten der englischen Schauspielerin Harriet Smithson veranstalteten Matinee mitzuwirken. Diese wenige Jahre zuvor in Paris gefeierte Künstlerin, damals Braut Hector Berlioz´- ein mit Paganini befreundeter französischer Komponist - war in Not geraten.

Im Mai 1833 begab sich Paganini zum drittenmal nach England und kehrte nach einer leidlich erfolgreichen, aber anstrengenden Konzertsaison im Herbst wieder nach Paris zurück, um den in diesem Jahr wieder heftiger auftretenden körperlichen Leiden durch Ruhe entgegenarbeiten zu können.

Paganini interessierte sich um jene Zeit stark für die Bratsche und ließ sich in Paris eine neue Sonderart dieses Instrumentes bauen, die er 'Contraviola Paganini' nannte. Sie war bedeutend größer als eine gewöhnliche Bratsche und konnte daher nur von wenigen, die über genügend große Hände verfügten, gespielt werden. Ihr Klang ähnelte der menschlichen Gesangsstimme. Für dieses neue Instrument komponierte Paganini im April 1834 in London seine 'Sonata per la gran Viola'.

Ende Februar 1834 hatte Paganini eine Rundreise durch Belgien unternommen. Doch diesmal blieb der Erfolg in bescheideren Grenzen. Dem Künstlertum Paganinis fehlte fraglos jene höchste ideale Weihe, für die ein Franz Liszt kraftvoll eintrat. Das 'um der Kunst willen' blieb dem Italiener ein fremder Begriff, er kannte nur den persönlichen Triumph, den Erfolg bei der Masse und den klingenden Gewinn.

Das Kesseltreiben gegen Paganini, das bisher zwar wiederholt da und dort versucht worden, aber schließlich doch immer wieder an der unentrinnbaren Macht des Künstlers über die Masse gescheitert war, erreichte seinen Höhepunkt, ja wuchs sich zu einem öffentlichen Skandal aus, als Paganini im Juli 1834 von England zurückkehrte. In den französischen Zeitungen gab es spaltenlange Berichte über eine geheimnisvolle Entführung einer Sechzehnjährigen. Paganini verteidigte sich dagegen in einem langen 'Offenen Brief'. Ob diese Gerüchte einen wahren Kern hatten, weiß man bis heute nicht.

Mißmutig und verfolgt von dem Hohn der Gegner, verließ Paganini im September 1834 Paris, in das er vor drei Jahren als Triumphator eingezogen, und kehrte nach einer Abwesenheit von über sechs Jahren, während deren er die Huldigungen von halb Europa empfangen und unerhörte Reichtümer gewonnen hatte, in sein Heimatland zurück.

Der Abstieg:

Von seinen Landsleuten wurde Paganini bei der Heimkehr mit fürstlichen Ehren empfangen. Paganini beabsichtigte sich in Oberitalien anzusiedeln und hielt Umschau nach einem hübschen Landsitz. Er wählte eine größere Besitzung unweit Parmas. Auch gedachte er seine Kompositionen zu veröffentlichen und in einer umfassenden Violinschule das Geheimnis seiner Kunst der Welt zu erschließen. Daß es schließlich doch nicht zur Verwirklichung dieses Projekts kam, mag darin seinen Grund gehabt haben, daß er fürchtete durch Bekanntgabe seiner Werke das Interesse für seine späteren Virtuosenfahrten abzuschwächen.

Besonders glanzvoll war der Empfang des Künstlers, als er seiner Vaterstadt Genua einen kürzeren Besuch abstattete. Der Magistrat verlieh ihm die Goldene Medaille und veranstaltete ihm zu Ehren ein glänzendes Fest, das seinen Höhepunkt in der feierlichen Enthüllung einer Marmorbüste des Meisters fand.

Plötzlich verbreitete sich das Gerücht, Paganini sei der Cholera zum Opfer gefallen und liege im Sterben. In Paris war sogar die Nachricht von seinem Tode gemeldet, da tauchte er selbst unvermutet im Juli 1837 in der französischen Metropole auf. Aufgrund Kehlkopfschwindsucht war er ein vom Tode Gezeichneter.

Dem Rat der Arzte folgend zu Beginn des Jahres 1839 begab er sich in den Süden, in der Hoffnung, hier Linderung von seinen immer quälender werdenden Leiden zu finden. Längere Zeit verweilte er in Marseille, doch alles vergebens. Vor des Winters Kälte floh der Kranke im Dezember 1839 nach Nizza, auf dessen mildes Klima er große Hoffnungen setzte.

Er hatte bereits mit dem Leben abgeschlossen. In seinem Testament machte er seinen als legitim anerkannten Sohn Achille zum Universalerben. Er vermachte ihm ein Vermögen, das auf etwa zweieinhalb Millionen Franken geschätzt war. Ein schwerer Anfall zwang anfangs Mai 1840 den Kranken das Bett zu hüten. Am 27. Mai starb er in Nizza.

'Über Paganinis Kunst die Violine zu spielen'

Paganini übertraf nicht nur an technischer Virtuosität all seine Vorgänger, sondern auch seine Persönlichkeit war von dämonischem Zauber.

Mit genialem Scharfblick griff er die technischen Errungenschaften seiner Vorgänger, deren tastenden Versuche, neue Wege zu wandeln, wieder auf und schuf sich auf dieser Grundlage einen eigenen Stil, eine ganz neue Technik. Er ahmte andere Instrumente nach. Das Pizzicato als Ausdrucksmittel erweitert den Rahmen des auf der Geige Darstellbaren. Durch geschickte Kombination dieses Pizzicato mit melodischen Passagen und dem Flageolett, das er durch alle Lagen des Instruments in höchster Vollendung anwendet, täuschte er eine gewisse Mehrstimmigkeit vor. Paganini hat die Entwicklungsmöglichkeiten der Violintechnik restlos erschöpft und seinem Instrument die letzten Geheimnisse entlockt. Seinen Nachfolgern blieb bis zum heutigen Tag auf technischem Gebiet nichts mehr zu entdecken übrig.

Eine sehr anschauliche Vorstellung von Paganinis Kunstfertigkeit gewinnt man aus der eingehenden Besprechung, die der Pariser Musikkritiker Fétis nach des Künstlers erstem Auftreten in Paris in seiner Zeitschrift 'Revue musicale' 1831 gegeben hat. Paganini ließ sich zunächst mit einem Konzert hören, das für das Orchester in Es, für die Sologeige aber in D gesetzt ist, wobei das Instrument dann einen halben Ton höher gestimmt wird. Hierdurch erzielt Paganini glanzvollere Töne und kann technische Schwierigkeiten überwinden, die ihm in der wirklichen Es-Dur-Tonart unüberwindlich wären, da ihm Leersaiten jetzt Möglichkeiten bieten, deren er sonst beraubt gewesen wäre. Seine Hände sind groß, dürr und sehnig, und all seine Finger besitzen infolge rastlosen Trainierens eine unglaubliche Gelenkigkeit und Geschlicklichkeit. Infolge dieser Gelenkigkeit scheint Paganini den Daumen auch über dem Griffbrett der Geige zusammenzukrampfen zu können, um ihn beim Zupfen der vierten Saite zu benutzen. Der Ton, den er dem Instrument entlockt, ist im allgemeinen schön und rein, ohne besonders groß zu sein, mit Ausnahme von wenigen Effektstellen. Die Flageolettöne, die man immer als ein wirkliches Hilfsmittel für den Geiger ansah, spielen in Paganinis Spiel eine wichtige Rolle. Sein Fingersatz ähnelt in nichts dem üblichen Schulgebrauch. Er beendet fast nie seine Triller, und er führt sie, was anderen Geigern unbekannt ist, in vielen Lagen mit dem kleinen Finger aus. Die Doppelgriffgänge im Glöckchenrondo und die Anwendung des Springbogens sind etwas vollkommenes Neues und haben nichts mehr von der gebräuchlichen Form eines Violinkonzerts. Zweierlei ist dabei an Paganinis Ausführung der Dinge besonders zu beachten: die ungetrübte Reinheit der Doppelgriffe auch bei in rasender Geschwindigkeit ausgeführten Stücken, und die fabelhafte Sicherheit, mit der der Bogen immer senkrecht auf die Saiten fällt, wie groß auch die Intervalle sein mögen. Eine für die Wunder dieses einzigartigen Spiels besonders günstige Körperbeschaffenheit genügt nicht zur Erlangung und Erklärung solcher Resultate: dazu gehörten in gleichem Maß ununterbrochene, angestrengte gründliche Studien, ein zum Entdecken der Geheimnisse des Instrumentes fähiger Instinkt und diese unerschütterliche Willenskraft, die einzig jedes Hindernis siegreich überwinden kann.

Auch der Kapellmeister Carl Guhr veröffentlichte 1831 eine längere mit zahlreichen Notenbeispielen versehene Abhandlung: 'Über Paganinis Kunst, die Violine zu spielen.' Paganini benutzte möglichst dünne Saiten, - deshalb sein verhältnismäßig kleiner Ton - da diese für sein Flageolettspiel, das Pizzicato der linken Hand und das von ihm angewandte Höherstimmen der Saiten um einen halben Ton, ja des G zuweilein um eine kleine Terz, erforderlich war. Von den anderen Meistern der Geige untscheidet er sich hauptsächlich durch: die besondere Stimmung seines Instrumentes, die eigentümliche Bogenführung, das Pizzicato der linken Hand in Verbindung mit dem Spiel mit dem Bogen, häufige Anwendung des Flageoletts in einfachen wie in Doppeltönen, das Spiel auf einer Saite und Nachahmung des Zusammenspiels mehrerer Instrumente. Die eigentümliche Stimmung ermöglichte es ihm, Passagen und Akkordfolgen, die in der Tonart, in der die Komposition gesetzt war, unmöglich ausführbar gewesen wären, mit Leichtigkeit zu spielen. So war bei den Stücken für die G-Saite dieses stets in B statt G gestimmt, wodurch die Schwierigkeiten sich wesentlich verringerten. Die Lösung des vielerörterten 'Geheimnisses', das Paganini gehütet haben soll, dürfte wohl am ehesten hier zu suchen sein. Bei Werken mit Orchester waren die Saiten seiner Geige stets einen halben Ton höher gestimmt, als die seiner Begleiter, dadurch war es ihm möglich, in den glänzenderen und für die Flageolettöne günstigeren Tonarten A- und D-Dur zu spielen, während das Orchester ihn in den weniger hellen Tonarten B- und Es-Dur begleitete. Der rechte Arm liegt ganz fest am Körper und bewegt sich beinahe niemals. Freien Spielraum hat nur das sehr gekrümmte Handgelenk, das sich äußerst leicht bewegt und mit der größten Schnelligkeit die elastischen Bewegungen des Bogens leitet. Nur bei stark herausgerissenen Akkorden, wobei der Unterteil des Bogens nahe am Frosch gebraucht wird, hebt er die Hand und den Vorderarm etwas höher und den Ellbogen vom Körper ab. Im 'Perpetuum mobile' spielte er ganze Partien mit einem Bogenstrich, das Staccato auf- und abwärts in unglaublicher Vollendung. Dabei wurde meist nicht jede Note durch einen eigenen Druck oder Stoß der Armmuskeln hervorgehoben, vielmehr hüpfte der einmal auf die Saite geworfene Bogen bei stetiger Fortführung des Armes, gewissermaßen vermöge seiner eigenen oder der Saite Elastizität auf und nieder, wie ein über den Wasserspiegel geschleudertes Steinchen. Als ebenso kunstvoll erwies sich Paganinis Applikatur der linken Hand. Seine außerordentlich geschmeidige Hand ermöglichte es ihm beispielsweise mit den drei ersten Fingern der Linken den Baß zu zupfen, während die beiden anderen auf den oberen Saiten eine Melodie spielten. Im Flageolettspiel leistete er Ungeahntes und baute es in einfachen und Doppelflageolettönen, Doppeltrillern, chromatischen Gängen bis zur Grenze des Unmöglichen aus, wobei die unbedingte Reinheit der Intonation und die Staunen erregende Sicherheit der Ausführung den hier leicht peinlichen Eindruck des Gekünstelten gar nicht aufkommen ließen. Das Spiel auf der G-Saite vereinfachte sich, wie schon erwähnt, durch Heraufstimmen auf B oder gar H. Auf die Menge verfehlten diese Kompositionen, die meist mit einem Rezitativ beginnen, dann ein Thema bringen und mit Variationen endigen, nie ihre Wirkung, und diese Spezialität des Spielens auf einer Saite hat dem Künstler zuerst Weltruhm verschafft.

Ausgesuchte Werke

Op.1: Vierundzwanzig Capricen für die Violine allein:

Sie sind sein erstes und zugleich bestes Werk, das bis heutigen Tages noch als Bibel aller Geiger Geltung hat. Strotzt es auch von technischen Schwierigkeiten und bravourösem Raffinement, so weht daraus doch der lebendige Hauch eines echten und reichen Komponisten. Dies bezeugt schon der Umstand, daß dieses opus 1 stets andere Meister gereizt hat, ihre Kraft an seinem Inhalt zu entzünden. So haben Männer wie Robert Schumann und Johannes Brahms Themen daraus eigener Bearbeitung für würdig empfunden.

Schumann schrieb 1832 seine 'Studien für das Pianoforte nach Capricen Paganinis' (op.3) und ein Jahre später 'Études de Concert d´après des Caprices de Paganini' (op.10), in denen er im Gegensatz zu Franz Listz - den wohl das Technische zunächst angelockt hat - hauptsächlich das Virtuose und die poetische Seite jener Komposition zur Anschauung bringen wollte.

Brahms legt seinem op. das Thema von Paganinis vierundzwanzigster Caprice zugrunde und auch in der Variationenführung erliegt er wiederholt dessen Einfluß.

Op.6: Erstes Konzert in Es-Dur für Violine und Orchester:

In der äußeren Form folgt dieses 1811 komponierte, schwungvolle Stück noch ganz der herkömmlichen Weise, bietet aber in Einzelheiten (beispielsweise Flageolett, Pizzicato-Effekten und Spiel auf der G-Saite) schon sehr viel früher Ungekanntes. Gleich der Schluß des Allegro brachte durch die raffinierte Vereinigung von Flageolett und Pizzicato die Besucher von Paganinis Konzerten, die sich derartiges gar nicht zu erklären vermochten, außer Fassung. Nach einem tiefempfundenen Adagio beschließt ein feuriges Rondo mit einem pikanten Thema das Werk. Hierin riß Paganini durch Flageolett-Doppelgriffe, die an dieser Stelle zum überhaupt erstenmal auftreten, und ein eigenartiges Staccatospiel mit Springbogen die Hörer zum Taumel hin. Zur Erleichterung der technischen Schwierigkeiten und Erzielung eines besonderen Effekts wurde die Solovioline einen Halbton höher gestimmt, so daß der Solopart in D-Dur ausgeführt werden konnte.

Op.7: Zweites Konzert in h-Moll für Violine und Orchester:

Der erste Satz ist ein technischer Hexensabbat, in dem das ganze Feuerwerk seiner Kunstfertigkeiten, gipfelnd in seinem berühmten Doppeltriller in Terzen, losgelassen wird, es bleibt eine reine Bravourleistung. Das Adagio ist in schroffstem Gegensatz dazu von schlichter Einfachheit, ein gefühlvolles Cantabile. Es ist ein Zwiegespräch zwischen einer Saite und den drei übrigen, das ein Gebet eines Gefangenen zur Vorsehung um Befreiung ausdrücken soll. Den Schluß des Konzertes bildet das weltberühmte Glöckchenrondo.

Op.8: Le Streghe (Hexenvariationen):

Sehr schwierige Variationen über ein Thema aus dem Süßmayerschen Ballett 'Il Noce di Benevento' ('Die Nußbäume'). Die Solostimme steht in D-Dur, die Partitur jedoch in Es-Dur.

Als er 1813 nach Mailand kam, besuchte er an einem der ersten Abende die Scala. Man gab das von Süßmayer in Musik gesetzte Ballett 'Il noce di Benevento' von Vigano. Eine Szene daraus, in der ihn besonders die Oboenstelle die das Näseln der auftretenden alten Hexe komisch nachahmen sollte, belustigte, regte ihn zu seinen weltberühmten Variationen Le Streghe an, deren Thema er der Süßmayerschen Musik entnahm, und in denen auch die bewußte Oboenstelle, die er täuschend auf der Geige wiedergab, nicht fehlen durfte.

Op.11: Moto perpetuo. Konzertallegro für Violine und Orchester:

Eine unübertreffliche Bogenstudie, die in schnellstem Tempo und staccato zu spielen ist. 3040 Sechzehntel sind aneinandergereiht und dieses Werk kann neben jedem der zahllosen moti perpetui mit Ehren bestehen.

Literaturnachweis:

Julius Kapp: Niccolò Paganini

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