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Referat Protokoll der Religionsstunde - Der Atheismus Ludwig Feuerbachs

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Protokoll der Religionsstunde

Thema: Der Atheismus Ludwig Feuerbachs

Ludwig Feuerbach wurde 1804 in Landshut geboren. Er studierte zunächst Theologie, wendete sich dann unter dem Einfluß Hegels der Philosophie zu und begründete schließlich seine eigene atheistische Philosophierichtung. Diesen Prozeß kommentiert er später wie folgt: "Gott war mein erster Gedanke, die Vernunft mein zweiter, der Mensch mein dritter und letzter Gedanke." So wurde aus dem anfänglichen Anhänger Gottes einer der bedeutendsten Religionskritiker des 19. Jahrhunderts.

1872 starb Ludwig Feuerbach in Nürnberg.

Feuerbach rückte im Gegensatz zu Hegel weniger den Geist ins Zentrum seiner Überlegungen, sondern konzentrierte sich auf den Menschen und - im Einfluß der Romantik - auf dessen Gefühle.

Die Religionskritik Feuerbachs


"Auflösung der Theologie in Anthropologie"

Feuerbach verfolgte die Absicht, aus jedem Theologen einen Anthropologen, aus jedem Theofilen (Gottesfreund) einen Philanthrop (Menschenfreund), aus jedem Kandidaten des Jenseits einen Studenten des Diesseits und aus den religiösen und politischen Kammerdienern der himmlischen und irdischen Monarchie freie und selbständige Bürger der Erde zu machen.

Die Verneinung des phantastischen Scheinwesens der Theologie und Religion und Bejahung des wirklichen Wesens des Menschen war sein Hauptanliegen.

Insgesamt wirft Feuerbach der Religion bzw. dem Christentum folgendes vor:

Die Religion sei ein Hirngespinst, das die Menschen von ihren wahren irdischen Aufgaben ablenke. Er verlangte von ihnen, daß sie ihren Blick auf die Realität dieser Welt und ihre Mitmenschen richten. Die Menschen sollen sich nicht weiter um das "Phantasieprodukt" Jenseits kümmern, sondern zu Menschenfreunden werden. Für Feuerbach befindet sich die wahre Wirklichkeit auf der Erde.
Hiermit widersprach er auch der antiken Ansicht Platons, daß die Welt, die die Menschen wahrnehmen, lediglich das Abbild eines in einer höheren Sphäre vorhandenen Urbildes ist, man also zwischen Sein und Schein unterscheiden muß.

Der Vorwurf, die Vertreter der Kirche seien Kammerdiener der Monarchie, entspringt der geschichtlichen Tatsache, daß die Kirche nur all zu oft als Hilfsinstrument der staatlichen Politik mißbraucht wurde.
Die Menschen (Christen) sollen endlich freie, selbständige Bürger werden und sich auf ihre Mitmenschen und Fähigkeiten konzentrieren.

Die Bibel nahm er mit ihren eigenen Worten aufs Korn, indem er ihre Aussage umdrehte. Statt "Und Gott schuf den Mensch nach seinem Bild." (1.Mose 1,26) sagt Feuerbach: "Der Mensch schuf Gott nach seinem Bild."

Ebenso kritisierte Feuerbach, daß im Christentum ein Abschieben der Verantwortung und der Hilfeleistung auf Gott leicht möglich sei. Anstatt eines persönlichen Eingreifens würden die Menschen sich im Gebet gerne auf Gott als den "Helfer und Heiler" verlassen. Er forderte die Menschen auf, selber zu Helfern und Wunscherfüllern gegenüber den Mitmenschen zu werden:"Homo homini deus est!" - Der Mensch ist dem Menschen Gott.
Hierbei ist jedoch der Unterschied zwischen "dem Menschen Gott." und des Menschen Gott zu beachten. Letztere Aussage würde wieder die Möglichkeit zur Projektion der menschlichen Wünsche auf ein höheres oder überhöhtes Wesen beinhalten.

Religion ist nach Feuerbach ein einziges Schein- und Wunschgebilde, das der in sich zerrissene Mensch aufbaut, indem er seine Wünsche und Sehnsüchte auf ein himmlisches Wesen projiziert, von dem er die Erfüllung erwartet.

Karl Marx greift die Ideen Feuerbachs auf und deutet sie neu für seine Theorie der klassenlosen Gesellschaft. Nach Marx benutzt die reiche Oberschicht Kirche und Religion lediglich, um die benachteiligte Unterschicht auf das Jenseits zu vertrösten, in dem es ein solch irdisches "Jammertal" nicht gebe.

Glücksstreben als Urgrund der Religion

Ludwig Feuerbach interpretierte den Götterglauben als die Umsetzung des Triebes, glücklich zu sein. Der Mensch glaubt an ein vollkommenes und unsterbliches Wesen, weil er nach Vollkommenheit und Unsterblichkeit strebt. Er stellt sich das in seinen Göttern vor, was er selbst nicht ist, aber zu sein wünscht. Feuerbach sagte: "In seinen Göttern malt sich der Mensch."

Götter stellen demnach die wirkliche Umsetzung der menschlichen Wünsche dar. Hätte der Mensch keine Wünsche, wären auch keine Götter und keine Religion vorhanden.

Die ehrfurchtsvolle Unterwürfigkeit des Menschen vor seinem Gott geschieht zum Zweck der Erfüllung seiner Wünsche. Die Religion erfüllt also einen praktischen Zweck und hat den Egoismus in Form des Glücksstrebens als Ursache.

Kritik an Feuerbachs Vorwürfen


Anzumerken ist, daß die Gottesbilder der Menschen zwar oft stark von Wünschen geprägt sind, der Gott der Bibel aber kein Automat zur Wunscherfüllung ist. Vielmehr stellt er auch einen "fremden" und strafenden Gott dar, der zum Beispiel im Sündenfall die Verbannung aus dem Paradies befiehlt (Gen. 3) oder Kain nach dem Brudermord zu Unstetigkeit und Flüchtigkeit verdammt (Gen. 4). Diese Art von strafendem Gott entspricht keineswegs dem Bild des Wunschdenkens.

Außerdem entsteht durch die Projektion der menschlichen Wünsche auf das himmlische Wesen ein Idealmensch, aber nicht Gott.

Wünsche wie Glück, Vollkommenheit oder Unsterblichkeit sind teilweise gar nicht erfüllbar.
Feuerbach legte es deshalb so aus, daß nicht der Einzelne gemeint sei, sondern die "Gattung" Mensch, die als Ganzes in der Lage wäre, Vollkommenheit oder Unsterblichkeit zu erlangen.

Feuerbachs atheistische Philosophie ist von dem damaligen grenzenlosen Optimismus geprägt, die Industrialisierung begeisterte die Menschen von ihren Fähigkeiten. Die Ernüchterung über das optimistische Menschenbild begann mit dem Ersten Weltkrieg, in dem hunderttausende von Menschen einer gnadenlosen Materialschlacht zum Opfer fielen. Die Judenverfolgung und Massenvernichtung im Zweiten Weltkrieg, ja sogar der aktuelle Krieg im Kosovo, sorgen im Weiteren dafür, daß der Glaube an die Vollkommenheit und die wunderbaren Fähigkeiten des Menschen am Ende des 20. Jahrhundert praktisch zerstört ist.



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