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Referat Franz Hodjak: "Am Eck"

literatur referate

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Deutsche Hausarbeit

(Franz Hodjak: "Am Eck")

In seiner Kurzgeschichte "Am Eck" schreibt Franz Hodjak über die Orientierungs-

losigkeit der jungen Leute in der Gesellschaft.

Hauptfiguren sind 7 junge Männer: Nik, Toni, Gerd, Siggi, Roal, Fredi und der Ich-Erzähler. Dieses Kollektiv, wie sie sich selber bezeichnen (Z. 7), scheint dem Alltagstrott, tagein, tagaus immer das gleiche, nicht mehr entkommen zu können. Ihr Tagesablauf ist  von Gewohnheiten geprägt und wird teilweise nur noch vom Wetter beeinflußt (Z. 27).

Der einzige Versuch den Teufelskreis zu unterbrechen, nämlich der Diebstahl eines Straßenbahnwagens, scheitert an dem Eintreten einer unbedeutenden Kleinigkeit. Trotz ihrer "großen Sehnsucht, eine Nacht lang mit der Straßenbahn durch die Stadt zu fahren"(Z. 75) brechen sie ihr Vorhaben ab und "gehen bedrückt auseinander"(Z. 77).

Deutlich kann man das Motiv der Freundschaft erkennen, was fast die einzige Verbindung zwischen den 7 Personen ist. Doch diese Art Freundschaft scheint mir eher notgedrungen zu sein. Sie resultiert mehr aus den Gemeinsamkeiten der "Freunde" und dem gleichen alltäglichen Ablauf, der sie zu einem Kollektiv vereinigt. Daß eine Bindung untereinander besteht ist aber unbestritten, nach dem Motto "Einer für alle, alle für einen"(siehe auch Z. 8).

Außerdem ist noch das Motiv jugendlicher Realitätsferne vorhanden. So deutet Hodjak darauf hin, daß immer mehr Jugendliche den Reiz am Leben selbst verlieren. Sie leben nur von einem Tag zum nächsten, sind innovations- und ideenlos, und schlagen sich teilweise mit Gelegenheitsarbeiten durchs Leben (s.a. Z. 12/13).

Es gibt nur eine Haupthandlung, die auf den Versuch hinausläuft, dem Alltagstrott zu entfliehen.

Meiner Meinung nach kann man klar von einer äußeren Handlung ausgehen. Der Ich-Erzähler spricht nicht von den Gefühle und den Gedanken der einzelnen Personen, sondern aus seiner eigenen Erfahrung mit den Anderen. Er beschreibt nur. (Bsp.: Z. 14-25 oder 31-33).

Die Erzählform ist eindeutig Ich-Erzählung. Doch steht sehr häufig anstatt dem personalem Ich das personale Wir. Daraus kann man erschließen, daß nicht der Ich-Erzähler im Mittelpunkt stehen will, sondern er viel mehr das gesamte Kollektiv vertreten möchte. Sie agieren immer zusammen, nie allein. Es führt sogar dazu, daß wenn "einer einmal aus irgendeinem Grund die Schicht wechseln" muß, sie noch am gleichen Tag Gesuche einreichen, um "wieder alle in der gleichen Schicht arbeiten" zu

können.(Z. 8/9)

Der Standort des Ich-Erzählers ist sehr nah; er ist "direkt dabei". Durch den "limited point of view" des Erzählers können wir nicht die Gedanken und die Gefühle der anderen "erkennen". Er beschreibt den Handlungsablauf, aber auch die Gewohnheiten und Besonderheiten seiner Mitmenschen.

Das Erzählverhalten ist personal, was sich aus der Erzählform ergibt.(Z. 64)

Die Erzählperspektive  ist Außenansicht. Wir können nur aufgrund der Beschreibung

des Erzählers Rückschlüsse auf die Charaktereigenschaften der anderen Hauptfiguren schließen. (Bsp.: Z. 14-25)

Eine Erzählhaltung ist nicht feststellbar, da der Erzähler die Gewohnheiten und Eigenschaften der Jugendlichen mit keinerlei Anteilnahme darstellt.

Die Darbietungsweise ist eine durchgehende Beschreibung. Erst am Ende kann man dramatisierte Szenen erkennen, wie beispielsweise in Zeile 67. Auffällig ist aber, daß Hodjak auf  Anführungsstriche verzichtet hat, d.h. es ergibt sich keine oberflächliche Veränderung. Der Text bleibt genauso wie die 7 Freunde die ganze Zeit gleich.

Die Struktur ist sehr linear aufgebaut. Man kann den Text deutlich in mehrere Abschnitte einteilen, was durch die starke "Zerstückelung" mit Hilfe von Absätzen sehr vereinfacht wird. So ist der Text bis Zeile 65 eine reine Beschreibung des erlebten Alltags; doch dann findet ein regelrechter Bruch statt, "jetzt ist es endlich an der Zeit, etwas zu tun".(Z. 66).

Die erzählte Zeit entspricht nicht der Erzählzeit. Man kann von einer Zeitraffung sprechen. Wieviel erzählte Zeit vergeht ist unklar, da immer der alltägliche Handlungsablauf geschildert wird. Dadurch wird auch die Zeitlosigkeit ausgedrückt, die durch die stetige Langeweile aufkommt.

Ein besonders häufig vorkommendes Stilmittel in Hodjaks Text ist die Alliteration. 

So in den Zeilen 12 und 13: " Flasche vom", "gibt's Gelegenheitsarbeiten" und "mal dies, mal das". In Zeile 41 eine, aus 3 Teilen bestehende: "Getue, Getummel, Gebaren".

"Siggi kann kaum"(Z. 59). In Zeile 75 kommt sogar eine Alliteration bestehend aus zwei gleichen Wörtern vor, um die riesige Sehnsucht auszudrücken: "große, große".

Hyperbeln findet man beispielsweise in Zeile 15 "Ja selbst die ganze Nacht über".

Parallelismen kommen zu Beispiel in Zeile 17 vor oder auch in den Zeilen 29 und 35, "Regnet es.". Die Parallelismen verkörpern wieder die Langeweile und den Alltag, der so auch durch sprachlichen Mitteln vertreten wird .

Ein sehr wichtiger Parallelismus scheint mir in den Zeilen 67 und 75, "Der süße Duft des Flieders, sagt Toni, macht die Lerchen verrückt, die einfach durchdrehn in der Luft".

Hier ist er auch noch gleichzeitig Variation. Symbole wären dann "Duft des Flieders", der wohl für die aufkommende Abenteuerlust und die damit verbundene Freiheit steht, "die Lerchen verrückt" , Symbol für den Widerstand der Jugend gegen den Alltagstrott und "durchdrehen", Synonym für Erwachen. Außerdem repräsentieren diese Elemente auch  eindeutig den Frühlingsbeginn. Letzteres hat auf jeden Fall Symbolcharakter. Er steht für Aufbruchsstimmung und für frischen Wind.

Ein weiteres Element mit Symbolcharakter läßt sich in Zeile 48 finden: "Wir kauen Gummi". Kaugummi kauen tut man normalerweise nur aus Langeweile, d.h. wenn man keiner Beschäftigung nachgeht, steht demnach für ihre Inaktivität.

Doch Nik antwortet auf die Frage, was sie denn machten, mit "Wir orientieren uns". Bei ihrer "Orientierung" richten sie sich also nach dem Verhalten der anderen Leute. Diese Art Orientierung durch Kopieren kann man in Zeile 60 vertreten durch den Charakter Fredi erneut erkennen. "Fredi kauft sich stets sofort das Neueste, mit dem einer von uns erscheint".

Ihr Alltagstrott zeigt sich auch darin, daß sie sich immer am Eck treffen (Zeile 5) und dies bereits seit fast 3 Jahren tun. "Siggi kann kaum das Jubiläum erwarten, an dem wir das dritte Jahr feiern, seit wir täglich am Eck stehen" (Zeile 59). Die Gewohnheit wird hier auch durch das Wort "täglich" verstärkt. Auch diese Eigenschaft wird wieder durch eine Person, Nik, spezifiziert. Er kann sich einfach nicht von seinem Casettenrecorder trennen. Er hat sich an ihn in allen Lebenslagen vollkommen gewöhnt, jedoch hat er keine Ahnung warum (Zeile 14-16). Sie versuchen anscheinend zum ersten mal seit langer Zeit, wenn nicht sogar zum ersten mal in ihrem Leben, ihrem Alltagstrott zu entkommen. Dies wird durch das Wörtchen "endlich" in Zeile 66 deutlich. "jetzt ist es endlich an der Zeit, etwas zu tun." An dieser Stelle wird auch ein Umbruch in der Geschichte deutlich. Sie versuchen jetzt etwas, den Straßenbahndiebstahl, jedoch scheitern sie, da keiner von ihnen eine Straßenbahn betätigen kann. Anstatt es zu versuchen geben sie sofort auf, und führen ihr Vorhaben nicht zu Ende. Dies läßt sich wieder in einer Person widerspiegeln. Siggi hat bereits 6-mal versucht zu studieren, ist jedoch immer gescheitert und hat sein Vorhaben nie zu Ende geführt.

Zu guter Letzt vertreten auch noch die anderen Charaktere bestimmte Eigenschaften. Toni ist phantasielos (Stichwort 7 Hunde), Gerd ist ein "Spinner"( er besitzt "die Fähigkeit, mit Toten kommunizieren zu können.") und Roal steht für die Inaktivität, die "mir-ist-alles-egal" Einstellung oder die Tagträumerei.

Abschließend greife ich noch einmal das Thema bzw. Den Grundgedanke des Textes auf.

Hodjak will das gravierende Problem "Perspektivenlosigkeit der Jugend"  mit all seinen zur Verfügung stehenden Mitteln aufzeigen. Daß es aber immer einen Hoffnungsschimmer gibt, drückt er mit dem Symbol der Straßenbahn aus, die hier auf jeden Fall für die eigentlich ersehnte Freiheit steht. Doch auch dieses Symbol wird noch überschattet von dem Alltagstrott, von dem eigentlich nicht nur die Jugend befallen ist, sondern auch die gesamte Welt. So ist nämlich eine Straßenbahn in ihrer Freiheit zu entscheiden ziemlich begrenzt



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