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Referat Sucht und Suchtkrankheiten - Disposition zur Sucht, Drogen, Epidemiologie

psychologie referate

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Spezialgebiet für die mündliche Reifeprüfung in Psychologie/ Philosophie




Sucht und Suchtkrankheiten

  1. Einleitung

  1. Definition

2.1. Stoffgebundene Sucht

2.1.1. Physiche Sucht

2.1.2 Psychische Sucht

2.2. Nicht Stoffgebundene Sucht


Disposition zur Sucht

3.1. Persönlichkeitsstörungen als

Dispositionsfaktor

3.2. Sozio-. psychodynamische Aspekte

3.3. Familiäre Einflüsse


Drogen

4.1. Drogen und Kultur

4.2. Soziale Auswirkungen der Drogensucht


Epidemiologie

5.1. Zahlen und Fakten

5.2. Drogen und Aids

5.3. Das Problem des Rauchens

5.4. Geschlechtsspezifische Aspekte


Therapie

Die Psychotherapie

6.1.1. Verhaltenstherapeutisches

Modell

6.1.2. Gruppentherapie

6.1.3. Kognitive Therapie

6.1.4. Systemische Therapie

6.2 Begleitende Therapeutische

Maßnahmen

6.2.1. Zusammenarbeit mit

angehörigen

6.2.2. Selbsthilfe

6.2.3. Medikamentöse Entwöhnung


Prävention


Anhang


1. Einleitung

Die Sucht ist eines der größten gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Probleme unserer Zeit. Doch woher kommt die Fähigkeit des Menschen süchtig zu werden? Scheinbar ist der Mensch süchtig nach der Sucht.

2. Definition

Sucht wird definiert als " unbeherrschbares Verlangen eines Menschen, sich eine bestimmte Substanz immer wieder zuzuführen oder eine bestimmte Tätigkeit immer wieder aufzunehmen, obwohl er sich selbst oder anderen dadurch schadet".

Grundsätzlich kann jeder Trieb oder jede Form von menschlichen Interesse zur Sucht werden. (Esssucht, Spielsucht)

Der Begriff Sucht lässt sich auf das Wort "siech" zurückführen welches krank bedeutet (Gelbsucht, Schwindsucht).

Die zweite Bedeutung beinhaltet einen moralischen Aspekt, nämlichen den eines Charakterfehlers oder eines Lasters (Eifersucht, Habsucht).

Man unterscheidet im Allgemeinen zwischen stoffgebundener Sucht und nicht stoff- gebundener Sucht.

2.1. Stoffgebundene Sucht

"Abhängigkeiten von einer Substanz sind ein Zustand psychischer oder psychischer und physischer Abhängigkeit von einer Substanz mit zentralnervöser Wirkung, die zeitweise oder fortgesetzt eingenommen wird."

Typische Suchtstoffe:

Genussmittel wie Nikotin, Koffein und Alkohol

Barbiturate, Tranquilizer (Beruhigungs- und Schlafmittel)

Opiate (Opium, Morphium, Heroin)

Cannabis

Kokain

Designer Drogen (Ecstasy, LSD, Speed..)

Physische Abhängigkeit


Körperliche Abhängigkeit kann bei "harten" Drogen schon nach kurzer Einnahmedauer eintreten. Da der Körper sich an das Suchtmittel gewöhnt; müssen mit der Zeit immer höhere Dosen eingenommen werden, um die gewünschte Wirkung zu erzielen(Toleranzentwicklung).

Bei zunehmender Dauer der Sucht erfolgt der Substanzgebrauch vor allem um die Entzugssymptome zu lindern.

Nach dem Absetzen des Suchtmittels treten Entzugserscheinungen wie allgemeine Unruhe und Nervosität bis hin zu Verfolgungswahn und Angstzuständen in Zusammenhang mit vegetativen Symptomen wie Zittern, Schweißausbrüche, Frieren, Durchfall, Schmerzen am ganzen Körper und lebensbedrohende Schockzustände auf. Die Entzugs- und Entgiftungsphase dauert je nach zuvor konsumierten Substanzen ein bis drei Wochen. Die stärksten Entzugssymptome klingen nach zwei bis drei Tagen ab. Die Entzugssymptome bei Heroinsüchtigen ähneln in den meisten Fällen einer schweren Grippe.
Ein erfolgreicher Entzug ist meist nur im Rahmen eines längerfristigen stationären Klinikaufenthaltes möglich.


2.1.2 Psychische Abhängigkeit


Psychische Abhängigkeit ist meist die Folge eines längerfristigen 'Lernprozesses'.

Ein Mittel, das beispielsweise stimulierende oder beruhigende Wirkung hat, wird allmählich immer mehr ins alltägliche Leben integriert - bis es zu einer 'Krücke' geworden ist, auf die man nicht mehr verzichten kann. Andere Verhaltensweisen, die dabei helfen können, Stress zu bewältigen, Spannungen abzubauen und sich wohl zu fühlen, werden verlernt oder gar nicht erst entwickelt.


2.2 Nichtstoffgebundene Sucht

Hier handelt es sich um Verhaltensweisen, die Suchtcharakter annehmen können, ohne dass dabei unbedingt ein Suchtmittel eingenommen werden muss. Nicht stoffgebundene Süchte werden, ähnlich wie psychische Abhängigkeit von Suchtstoffen, oft im Rahmen eines langen 'Lernprozesses' aufgebaut und sind nur schwer wieder zu 'verlernen'.

Eine nicht stoffgebundene Sucht hat oft ebenso gravierende Folgen wie physische oder psychische Abhängigkeit: soziale Probleme vom Verlust menschlicher Kontakte bis hin zur Beschaffungskriminalität (z. B. bei Spielsucht), aber auch schwerwiegende körperliche Erkrankungen bis hin zum Tod (z. B. bei Magersucht, Bulimie). Die therapeutische Behandlung kann schwierig und langwierig sein.
Häufig treten nicht stoffgebundene Süchte auch gemeinsam mit der Einnahme von Suchtmitteln auf (beispielsweise der Missbrauch von Appetitzüglern und Abführmitteln in Verbindung mit einer Essstörung.)

Wird der Süchtige an der Ausübung seiner Sucht gehindert kann es zu Unruhezuständen, Gereiztheit, Überaktivität bis hin zu Angstzuständen kommen.

3.Disposition zur Sucht

3.1 Persönlichkeitsstörungen als Dispositionsfaktor

"Nicht eine spezifische Suchtpersönlichkeit ist Vorraussetzung für eine Suchtentwicklung sondern Eigenart und Ausmaß von ganz unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen bedingen, dass psychoaktive Substanzen eine Funktion erhalten, aus der sich eine Abhängigkeit entwickeln kann."

Vor allem Unausgeglichenheit im Gefühlsbereich, im Verhalten, im Antrieb, in der Impulskontrolle, im Denken und in der Beziehung zu anderen Menschen. Diese Störungen beginnen meist in der Kindheit und Jugend und Manifestieren sich im erwachsenen Alter.


Verschiedene Persönlichkeitsstörungen:

Menschen mit Misstrauen, mit übertriebener Empfindsamkeit auf Zurücksetzung und Zurückweisung gebrauchen Drogen meist als Schutzfunktion (Mauer) gegen ihre Verletzbarkeit.

Exzentrische, in sich gekehrte, gefühlskalte Menschen suchen oft Stimulation und Grenzerfahrungen. Diese Menschen konsumieren daher bevorzugt Halluzinogene und Kokain.

Emotional labile Menschen zeichnen sich durch launenhafte Stimmung aus. Ihre Selbst- und Impulskontrolle ist von ihrer überhöhten Empfindsamkeit oder durch starke Gefühle irritiert oder sogar blockiert. Sie neigen zu intensiven aber unbeständigen Beziehungen was zur emotionalen Krise und daher auch zum Drogenkonsum führt.

Unreife, in ihrer Entwicklung zurückgebliebene Menschen suchen oft nach aufregender Spannung und nach Aufmerksamkeit. Diese versuchen sie durch Drogen oder Alkohol zu erlangen. Gleichzeitig sind aber Drogen auch ein Versuch ihre soziale Distanz gegenüber anderen zu kompensieren.

Zwanghafte unverhältnismäßig Leistungsbezogene Menschen versuchen häufig ihre Leistungsfähigkeit durch Amphetamine zu steigern oder aufrecht zu erhalten.

Eine weiter Persönlichkeitsstörung ist das Empfinden von andauernder Anspannung, Besorgtheit, Angstlichkeit, Unsicherheit und Minderwertigkeit. Es besteht eine tiefe Sehnsucht nach Zuneigung und Geborgenheit. Dieses Bedürfnis kann zur Einnahme von Entspannungsmitteln (Medikamente, Alkohol, Opiate) führen da diese Substanzen das Gefühl von Wärme und Geborgenheit vermitteln.

Andere Menschen sind in ihrer Selbstwahrnehmung gestört, schwach und inkompetent. Es bestehen erhebliche Angste verlassen zu werden. Auch hier helfen Medikamente Alkohol und Opiate in der subjektiven Selbstwahrnehmung (zumindest vorübergehend).

Im Grunde suchen Menschen mit verschiedenen Persönlichkeitsstrukturen verschiedene Wirkungen.

Persönlichkeitsstruktur

Gesuchte Wirkung

Droge

Der Gelangweilte

(sensation seeker)

Anregung, Stimulation

Amphetamine, Designerdrogen

Der Aktive, Gestresste

Entspannung, Abschalten

Alkohol, Beruhigungs- und Schlafmittel

Der Selbstunsichere, Angstliche

Dämpfen der inneren Anspannung

Beruhigungsmittel, Cannabis

Der Gesellige

Stimulation

Opiate, Amphetamine, Kokain


Die Einnahme von Suchtmitteln wird häufig als Versuch verstanden, Gefühle des Ungenügens, der Unsicherheit, der inneren Lehre zu kompensieren.

Der Versuch der Selbstheilung des Süchtigen kann zur Extremvariante Suizid werden. Das primäre Motiv ist hierbei aber nicht der Tod sondern vielmehr der Versuch in eine bessere Welt zu gelangen. Verharmlost ausgedrückt versucht der Süchtige eine Flucht aus der Realität.

3.2 Sozio- psychodynamische Aspekte


In den ersten Lebensjahren entwickelt der Mensch Strukturen um Probleme zu bewältigen, Affekte zu erkennen, zu differenzieren und erträglich zu machen. In dieser Zeit entstehen auch Regulationsmechanismen für die Selbsteinschätzung. Suchtkranke weisen oftmals ein gestörtes Verhältnis zum "Selbst" auf (meist entstanden durch frühkindliche Traumatisierung)

Das ungenügend entwickelte Selbstwertgefühl führt zu tiefen Angsten und zu dem Verlangen nach etwas "Anderem" , das benötigt wird um sich selbst vollständig zu fühlen.


3.3 Familiäre Einflüsse

Es gibt eine familiäre Häufung von Suchterkrankungen. Der Einfluss elterlichen Verhaltens auf das Suchtverhalten ihrer Kinder ist aber aufgrund von fehlenden Studien nicht eindeutig geklärt.

Elterlicher Alkoholkonsum wird zum Beispiel zu einem hohen Risikofaktor wenn zusätzliche Umweltbelastungen auf das Kind einwirken. Beispielsweise bedingt der Drogenkonsum der Eltern eine negative Affektlage aus der nicht selten eine Drogenkarriere des Kindes resultieren kann.

Sexueller und physischer Missbrauch spielt auch eine wichtige Rolle. Insbesondere drogenabhängige Mädchen berichten von derartigen Belastungen und Missbrauch.

4. Drogen

4.1 Drogen und Kultur

Drogen sind seit Jahrtausenden Bestandteil menschlicher Kultur. Besonders in den schamanistischen Kulturen wurden Drogen sowohl zum rituellen Gebrauch als auch zur Heilung verwendet. Hierbei dienten alkoholische Getränke eher als Genuss- und Rauschmittel während Opiate eher als Heilmittel Verwendung fanden.

Der Gebrauch von Pflanzen und Alkohol schien keinen Anlass zum Konflikt zu geben da die Anwendung der Substanzen im tradierten Rahmen soziokultureller Normen erfolgte.

Das Phänomen der Sucht ist erst in der Neuzeit (15/16 Jahrhundert) entstanden und trat in der Geschichte verstärkt in der Zeit der Industrialisierung (19 Jahrhundert) und nach dem 2. Weltkrieg auf.


4.2 Soziale Auswirkungen der Drogensucht

Die sozialen Auswirkungen sind nur bedingt eine Folge der pharmakologischen Eigenschaften von Drogen. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt die gesellschaftliche und kulturelle Einbettung sowie die Reaktion der Gesellschaft. Ebenfalls wesentlich sind Wirkungsdauer der Droge, Grad der Abhängigkeit, die toxische Wirkung auf das Zentralnervensystem (z.B. mit Verminderung der Aufnahme- und Leistungsfähigkeit) und Persönlichkeitsfaktoren des Konsumenten.

Die größten sozialen Konflikte entstehen bei Opiaten und Alkohol. Bei Opiaten kommt es sehr häufig zu sozialen Verwahrlosungserscheinungen bedingt durch die hohe Beschaffungs- und Begleitkriminalität, um den Nachschub des Stoffes zu gewährleisten. Dies ist vor allem auf den hohen Preis und der Illegalität der Droge zurückzuführen.

Bei Alkoholsüchtigen kommt es ebenso zu schwerwiegenden sozialen Auswirkungen. Meist führt die Alkoholsucht abgesehen von den schweren körperlichen Verfall zu beruflichen Abstieg, familiärer Zerrüttung und Beziehungsstörungen.

Somit steht der Süchtige einer Reihe von Problemen gegenüber:

starkes Verlangen nach der Droge, Entzugserscheinungen, finanzielle Probleme (vor allem bei Opiaten) und Beschaffungskriminalität, Verwahrlosung, Jobverlust, verminderte Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, körperlicher Verfall und soziale Ablehnung.

Aus der Drogensucht resultiert daher (vor allem bei Opiaten und Alkohol) oft soziale Verwahrlosung, Tod oder Suizid. Der scheinbar einzige Weg aus diesem Teufelskreis führt über die Therapie.

5. Epidemiologie

5.1 Zahlen und Fakten

Diese Daten sind auf Deutschland bezogen

Alkohol:

  • Jährlich sterben ca. 42.000 Personen, deren Tod direkt (z. B. durch Alkoholmissbrauch) oder indirekt (z.B. durch einen alkoholisierten Unfallverursacher) in Verbindung mit Alkohol steht.
  • 7,8 Millionen Deutsche konsumieren Alkohol in bedenklicher Häufigkeit und Menge. 1,5 Millionen davon sind ernsthaft Alkoholabhängig

Alkoholbezogene Krankheiten kosten Deutschland jährlich 420 Milliarden Euro

Nikotin:

  • 16,7 Millionen Rauchern ( 9,5 Männer/ 7,2 Frauen)
  • 111.000 tabakbedingte Todesfälle (43.000 durch Krebs, 37.000 durch Kreislauferkrankungen und 20.000 durch Atemwegserkrankungen)

(Psychotrope) Medikamente:

  • ca. 1,4 Millionen Abhängige

Illegale Drogen:

  • Ca. 250.000 bis 300.000 Personen in Deutschland gehören zu den Konsumenten harter Drogen
  • Ca. 2000 Todesfälle

5.2 Drogen und Aids


Drogenabhängige sind eine Hauptsrisikogruppe für eine HIV Infektion. 15- 25% der Drogenabhängigen sind infiziert. Die Neuinfektionsrate konnte aber in durch Versorgung mit Nadeln Spritzen in den Industrieländern stark reduziert werden.

Da sich die Aids Prävention bei Drogenabhängigen speziell auf den Drogenaspekt konzentriert hat, wurden Themen im Bereich der Sexualität ("safer sex") weniger oder ungenügend angegangen, während dieser Aspekt bei Nicht- Drogenkonsumenten im Vordergrund steht.

5.3 Das Problem des Rauchens

Das Problem des Rauchens ist weniger unter dem Aspekt der Abhängigkeit als unter jenem der Gesundheitsschädigung zu sehen. Beim Rauchen handelt es sich weder um eine Abhängigkeit die in die Beschaffungskriminalität führt noch ist mit dem Rauchen ein soz. Abstieg verbunden.

Lebenslauf bezogene Studien haben ergeben, dass sich das Rauchen vor allem über bestimmte Phasen des Lebens erstreckt, heute in der Jugend beginnt und meist in der Lebensmitte endet. Das Aufhören ist mit oder ohne Therapie möglich.

Zusammen mit der Koffeinsucht zählt das Rauchen zu den weitverbreitetsten Süchten in den Industriestaaten.

5.6.Geschlechtsspezifische Aspekte

Aufgaben und Rollen von Männern und Frauen sind von der Kindheit an unterschiedlich definiert. Von Anfang an sind deshalb Knaben und Mädchen in verschiedene Lebenszusammenhänge gestellt, die ihr Denken und Handeln, ihre Beziehungen, ihren Zugang zu gesellschaftlichen, kulturellen und ökonomischen Errungenschaften und ihre Bedürfnisse und Wünsche je unterschiedlich prägen.

Frauen tendieren zu anderen Abhängigkeiten und Drogen als Männer. Beispielsweise sind 75 Prozent der Alkoholkranken männlich. Bei Essstörungen und Medikamentenabhängigkeiten hingegen bilden Frauen den Grossteil (90-95 %).

Dies ist vor allem auf gesellschaftliche Konditionen zurückzuführen. Besonders die Bewertung des Alkoholkonsums ist äußerst ambivalent. Gelegentliches exzessives Trinken gilt bei Männern als normal, wird aber bei Frauen als moralische Entgleisung angesehen.

Von Essstörungen sind in erster Linie junge Mädchen betroffen, die durch den Prozess des Heranreifens zutiefst verstört sind und sich mit der ihnen zugemuteten Weiblichkeitsrolle nicht identifizieren können und wollen. Auch die vor allem dem weiblichem Geschlecht aufdiktierten Normen durch Werbung und Mode tragen zu Essstörungen bei.

Ein Verhältnismäßig kleiner Teil der Konsumenten von illegalen "harten" Drogen sind Frauen. Sie machen ungefähr ein drittel der Drogekonsumenten aus. Für Frauen aber endet die Problemlage der Beschaffungskriminalität nicht selten in der Prostitution. Drogensüchtige, und besonders drogensüchtige Frauen, sind in extremem Maße stigmatisiert.

Einer der Gründe warum Frauen eher spät mit Therapien beginnen liegt in der Erzieherrolle der Frau. Aus Angst das Erziehungsrecht zu verlieren wenden sich viele Frauen erst sehr spät an Therapieinstitutionen.

6. Therapie

'Die psychische Entwöhnung vom süchtigen Verlangen und Verhalten ist der Kernpunkt der Suchttherapie' (Tretter 2000). Der Suchtkranke wird im Rahmen einer integrativen Psychotherapie unterstützt und gestärkt. Ebenfalls einen wichtigen Stellenwert hat die Arbeit mit Angehörigen und die Selbsthilfe. In seltenen Fällen wird die Suchttherapie durch

Medikamente ergänzt.

6.1. Die Psychotherapie

In der Suchttherapie kommen verschiedene psychotherapeutische Verfahren im Rahmen eines integrativen Ansatzes zum Einsatz. In der Entwöhnungsbehandlung wird in der Regel verhaltenstherapeutisch gearbeitet. Eine wichtige Funktion hat die Gruppentherapie mit Elementen z.B. aus der Tiefenpsychologie, der Gestalttherapie und des Psychodramas.


6.1.1. Verhaltenstherapeutisches Modell

In der Entwöhnungsbehandlung werden die verschiedenen verhaltensbedingenden Bereiche bearbeitet. Angestrebt wird eine Veränderung

  1. der situativen Bedingungen: So soll der Patient lernen, Situationen herstellen zu können, in denen das Suchtverhalten unwahrscheinlich ist.
  2. der kognitiven Bedingungen: Dabei soll der Patient die eigene Suchtmittelabhängigkeit akzeptieren und erkennen, wie das Suchtmittel auf Denken, Fühlen und Handeln wirkt. Wichtig ist auch das Erkennen des Zusammenhangs zwischen Suchtmittelgebrauch und allgemeiner Lebensführung. 
  3. der affektiven Bedingungen: Hier geht es um das Erkennen verdeckter Gefühle. Das 'Aufbrausen', die Eskalation von Gefühlen, soll abgebaut werden. Außerdem ist die Stärkung bzw. Stabilisierung des Selbstwertgefühls wesentlich, welches bei Suchtkranken ohne Suchtmittel äußerst labil ist.
  4. der somatischen Bedingungen: Der Patient soll erfahren, dass 'Nüchternheit' ein normales und positives Körpergefühl ausmacht. Die körperliche Funktionstüchtigkeit kann aufgebaut werden.
  5. des (äußeren) Verhaltensbereichs: Wichtig ist hier das Vergrößern der Entfaltungsmöglichkeiten, z.B. sich ohne Suchtmittel zu entspannen, etwas Gutes für den Körper zu tun, die Freizeit vielseitig und sinnvoll zu gestalten und das Leben bewusst und selbständig zu planen.

6.1.2. Gruppentherapie

Eingesetzt werden verschiedene Methoden der Gruppentherapie:

  • Verhaltenstherapie,
  • Tiefenpsychologie,
  • Psychodrama,
  • Gestalttherapie,

auch in Kombination mit Einzelsitzungen. Dabei wird vom Patienten möglichst viel Eigeninitiative erwartet. Die Gruppentherapie hat Vorrang gegenüber der Einzeltherapie. Viele Entwöhnungstherapieeinrichtungen nutzen wegen der vielfältigen Wirkweise der Gruppe dieses Prinzip in Form einer therapeutischen Gemeinschaft. Dabei werden alle Lebensbereiche in die Gruppentherapie miteinbezogen (Haushalt, Kochen, Freizeit, Hausordnung etc.), zumindest in der aktuellen stationären Behandlungssituation

6.1.3. Kognitive Therapie

Die kognitive Therapie setzt an 'irrationalen Gedanken' an und versucht, sie zu hinterfragen und Alternativen dagegen zu setzen. 'Der Patient fühlt sich beispielsweise einsam (automatischer Gedanke), sieht mit Neid, dass andere Menschen glücklich sind, glaubt dann, überhaupt ein Versager zu sein (Grundüberzeugung) mit der Folge, dass die negativen Affekte immer schwerer erträglich werden. Dabei wird der Drang, ein Rauschmittel zu nehmen, immer größer.'

Therapeutisch muss nun versucht werden, die einzelnen Komponenten der passiven Einsamkeit auseinander zu nehmen und praktisch im Umkehrschluss die aktiven Möglichkeiten, die Einsamkeit zu unterbrechen und auch letztlich ihre Ursachen, aufzudecken. Beispiele für 'Kognitive Umstrukturierung':

  • Keiner besucht mich. Wer würde sich über meinen Besuch freuen?
  • Keiner hört mir zu. Wer würde sich freuen, wenn ich ihm zuhöre?
  • Keiner will meine Hilfe. Von wem würde ich Hilfe annehmen?
  • Keiner hat eine Aufgabe für mich. Was würde mir Spaß machen?

6.1.4. Systemische Therapie

Neuerdings wird zunehmend die 'systemische Therapie' in der Suchtbehandlung angewandt. Der Therapeut ist nur Kommunikationsexperte für die Bedürfnisse des Suchtkranken. So geht z.B. die Selbstorganisation des Patienten vor Fremdorganisation durch den Therapeuten. Im Mittelpunkt der Therapie stehen die Ressourcen, die (Lösungs-)Fähigkeiten des Patienten.

6.2. Begleitende Therapeutische Maßnahmen

Die Zusammenarbeit mit Angehörigen ist in jeder Phase der Therapie wichtig. Eine besondere Bedeutung in der Arbeit mit Suchtpatienten haben die Selbsthilfegruppen, die nachweislich dazu beitragen, die Rückfallquoten zu senken.

6.2.1. Zusammenarbeit mit Angehörigen

Für den Verlauf ist es wichtig, wie sich die Angehörigen verhalten. Sie können sich engagieren, den Prozess begleiten oder auch ignorieren. In einigen Fällen sind sie sogar dagegen und meinen, dass der Partner vor der Therapie 'besser' war. Nicht selten werden beispielsweise suchtkranke Frauen im Verlauf der Therapie selbstbewusster und stellen somit das Selbstverständnis des Ehemannes in Frage.

Vor Beginn der Therapie ist zu klären, in welcher Form der Angehörige am therapeutischen Geschehen teilnehmen will. Manche Partner warten auf das Ergebnis der Therapie, andere wollen mit dabei sein. Beide Formen haben ihre Vorteile.

Dabei ist nicht zu vergessen, dass es bei einer Sucht zur Co-Abhängigkeit von Bezugspersonen kommen kann, die den Suchtkranken über lange Zeit zu verstehen, zu schützen und zu decken versuchen. Sie sind selbst mitunter die ersten, die wegen ihrer eigenen Verzweiflung, Angst oder Depression Hilfe suchen. 

6.2.2. Selbsthilfe

Inhaltlich bestehen die Ziele von Selbsthilfegruppen in der Abstinenz und der Bereinigung der Gefühlswelt.

Suchtkranke sind sehr empfänglich für spirituelle Inhalte, für Lebensweisheiten. Viele langjährig Abstinente zeigen so etwas wie Gottesachtung. Und weiter: 'Diese Menschen haben oft eine unglaubliche Stärke, mit den Wechselfällen des Lebens fertig zu werden, ohne rückfällig zu werden.'

Gerade in der Suchttherapie haben die nicht professionell geleiteten Selbsthilfegruppen für Betroffene und ihre Angehörigen einen festen Platz.

6.2.3. Medikamentöse Entwöhnungstherapie mit Anti- Craving-Substanzen

Der Antrieb, nach einer Rauscherfahrung wieder den nächsten Rausch haben zu wollen, wird als süchtiges Verlangen (Craving) bezeichnet. Craving stellt sozusagen den Kern der Sucht dar. Dieser Begriff hat in den letzten Jahren wieder eine zentrale Bedeutung erlangt, da inzwischen ein Medikament zur Verfügung steht, das bei einigen Patienten Craving beeinflussen kann (Acamprosat; Campral).

Die Erfolge dieses Mittels sollen darauf beruhen, dass es dabei hilft, das süchtige Verlangen zu unterdrücken. Es wird nicht unbedingt das süchtige Verlangen direkt gedämpft, sondern es wird nur nicht wieder ausgelöst. Noch nicht erforscht ist einsetze, inwieweit sich Anti-Craving-Substanzen auch bei anderen Suchtformen außer dem Alkoholismus n lassen.

Eine Form der medikamentösen Entwöhnungstherapie ist die Substitutionsbehandlung Heroinabhängiger mit Methadon.       Methadon unterhält als Opiat zwar die körperliche Abhängigkeit, macht es aber möglich, auf den illegalen Heroingebrauch zu verzichten und eröffnet so die Chance einer sozialen Eingliederung und einer Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes. Durch den Wegfall von Beschaffungsstress ist es dem süchtigen möglich einer geregelten Arbeit nachzugehen. Somit wird der Abhängige aus seinem sozialen Umfeld (Drogenszene) ausgegliedert und weitere therapeutische Maßnahmen sind möglich.


7. Prävention

Worauf es ankommt um die Entwicklung süchtigen Verhaltens gar nicht erst entstehen zu lassen ist eine Lebenseinstellung, Belastungen zu erkennen und zu verarbeiten, genügend Selbst-vertrauen und Selbstsicherheit und gute Kommunikations- fähigkeit zu erlangen. Dann besteht mit hoher Wahrscheinlichkeit die Chance mit psychoaktiven Stoffen wie Alkohol , illegalen Drogen, Medikamenten und Tabakwaren kritisch umzugehen. Dies bedeutet zum einen bei verbotenen Mitteln und verbotenen Situationen nein sagen zu können; nein am Arbeitsplatz, nein in der Schule und nein im Straßenverkehr. Kritisch umzugehen bedeutet weiter, zu wissen was konsumiert wird und wie konsumiert wird. Und schließlich bedeutet kritisch konsumieren, mit dem Mittel keinen Ersatz für fehlende Befriedigung anderer menschlicher Bedürfnisse zu suchen.

In der Erziehung gilt es dem Kind soziale Werte, Selbsteinschätzung und Selbstkontrolle zu vermitteln. Wenn der Verdacht besteht, dass das Kind Drogen konsumiert dann sollte dies offen angesprochen werden. Die Eltern sollten in der Lage sein sachlich und, ohne zu dramatisieren auf Gefahren und Auswirkungen der Sucht hinzuweisen. Weiters sollten konsequente Schritte, die den jugendlichen zur Aufgabe der Sucht bewegen, eingeleitet werden. Diese können von Gesprächen, therapeutischer Behandlung bis hin zur ambulanten Einweisung reichen.

8. Anhang

Quellenangabe

Sucht und Suchtkrankheiten von Dieter Ladewig

Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren www.dhs.de/

Frauen und Sucht

www.uni-saarland.de/~su13mwfs/fem/i-femsuc.html

Medicine Worldwide

www.m-ww.de/krankheiten/psychische_krankheiten/sucht.html

www.mcmedicine.ch/live/mcmedicine/krankheiten/sucht/index_sucht.htm



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