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Referat Bert Brecht; Die Heilige Johanna Der Schlachthöfe



literatur referate

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Bert Brecht; Die Heilige Johanna Der Schlachthöfe


Stück in elf Bildern, entstanden 1929/30, uraufgeführt 1959

erschienen im Surkamp Verlag, erste Auflage 1962

zitiert wird nach dieser Ausgabe


Wer kämpft, kann verlieren.

Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Bert Brecht


Schwierigkeiten werden nicht dadurch überwunden,

Dass sie verschwiegen werden.

Bert Brecht

Inhaltsangabe:



Das Stück spielt zur Zeit der großen Wirtschaftskrise in Chicago. Mauler, der den Fleischmarkt in Chicago beherrscht, beschließt sein Geschäft an einen Geschäftspartner zu verkaufen, da zur derzeitigen wirtschaftlichen Situation sich durch diesen Schritt viel Geld machen lässt. Allerdings geht durch den Verkauf sein größter Konkurrent Lennox bankrott, woraufhin der gesamte Fleischmarkt zusammenbricht, da auch die anderen Fleischfabrikanten (Cridle, Graham, Lennox, Meyers) aufgrund von Überproduktion schließen müssen. Hunderte Angestellte der Fleischfabriken verlieren ihren Arbeitsplatz; die Viehzüchter können ihr Vieh nicht mehr verkaufen.

Johanna, Leutnant der 'Schwarzen Strohhüte', bittet daher den Fleischkönig Mauler um dessen Hilfe.

Mauler, der eigentlich nur an seinem eigenen Profit interessiert ist, ist fasziniert von ihrem Traum die Welt ins Gute zu verändern, und möchte Johanna beweisen, dass die Arbeiter selber schuld sind an ihrer misslichen Lage. Auf den Schlachthöfen erkennt Johanna dann den Grund für die 'Schlechtigkeit' der Arbeiter: Die Armut.

Es gelingt Johanna, den Fleischkönig Mauler dazu zu überreden, Fleisch aufzukaufen und so die Situation zu entschärfen. In Wirklichkeit hat Mauler aber nur das Fleisch gekauft, um sich neuerlich an der Armut der Arbeiter zu bereichern. Er kauft nämlich auch alles Vieh auf und hat somit eine neuerliche Monopolstelle auf dem Markt.

Die Fleischfabrikanten, die versprochen hatten ihre Fabriken wieder zu öffnen, sobald alles vorrätige Fleisch verkauft sei, können ihr Versprechen nicht halten, da kein Vieh auf dem Markt ist.

Mauler, der vor dem Bekanntwerden, dass er alles Vieh aufgekauft hat, bei den Fleischfabrikanten Büchsenfleisch eingekauft hat, besteht nun darauf, dieses Fleisch auch zu erhalten. So kann Mauler sein billig angekauftes Vieh um hohe Preise an die Fleischfabrikanten verkaufen.

Johanna, die durch ihre Vermittlungen überall bekannt und beliebt wird, begreift zu spät, dass Mauler nicht die Arbeiter unterstützen wollte, sondern lediglich seine Macht weiter ausbaut. Sie ruft die Arbeiter zum Streik auf, dieser wird allerdings niedergeschlagen.

Mauler bietet den Schwarzen Strohhüten seine finanzielle Unterstützung an, als Gegenleistung fordert er allerdings, dass diese verkünden, dass die Fleischfabrikanten ein ehrliches Gewerbe betreiben und die Arbeiter voll und ganz unterstützen.

Johanna, die von den 'Schwarzen Strohhüten' entlassen wurde, da sie ein Geschäft zwischen den Fleischfabrikanten und ihnen verhinderte, erkennt zu spät die Absichten Maulers und hat keine Zeit mehr, die 'Schwarzen Strohhüte' zu warnen. Am Ende stirbt Johanna und um zu vermeiden, dass ihr Wissen und ihre Erfahrung um die Fleischfabriken verbreitet werden, wird sie heilig gesprochen.

Am Ende siegen also doch Mauler und die Fleischfabrikanten. Johanna hat ihren Kampf verloren, die falsche Seite gewinnt.

Thematik- Problematik:


Aspekte der Aufklärung in diesem Stück (siehe auch 2.):

Brecht zeigt in seinem Werk 'Die heilige Johanna der Schlachthöfe'  die Notwendigkeit des Widerstandes gegen Ausbeutung und Unterdrückung auf. Laut Brecht ist es unbedingt nötig, dass sich die gesellschaftlichen Strukturen ändern und es keine Mächtigen mehr gibt, die ihre Macht zu ihren Gunsten missbrauchen und dadurch die Armut und das Elend hunderter Arbeiter verschulden. Am Beispiel der Weltwirtschaftskrise (Schwarzer Freitag) demonstriert Brecht deutlich die Praxis des Klassenkampfes zwischen Arm und Reich.

Die Reichen (Pierpont Mauler, ebenso die Fleischfabrikanten) beuten ihre Arbeiter so lange aus, bis diese schon am Rande des Ruins stehen. Johanna Dark, die vehement für die Arbeiter eintritt, gelingt es scheinbar, Pierpont Mauler dazu zu überreden, den Arbeitern zu helfen, indem er alle Fleisch­büchsen aufkauft und so die Situation am übersättigten Fleischmarkt zu entspannen. Scheinbar gelingt es ihr, in der Viehböse wieder Ordnung zu schaffen und den Arbeitern ihre Arbeit wieder zu ermöglichen, doch Pierpont Mauler hat den Fleischmarkt in Wirklichkeit nur gerettet, weil seine New Yorker Börsenfreunde ihm dazu geraten haben. Pierpont Mauler hat nämlich vor, seine Monopolstellung auf dem Markt weiter auszubauen und dadurch die Not weiter zu vergrößern.

Die Fleischfabrikanten wären also eigentlich schon in der Lage, die Arbeiter zu unterstützen, sie tun dies aber nicht, sondern sind nur darauf bedacht, ihren eigenen Besitz zu vergrößern, koste es was es wolle.

Um ihr eigenes Gewissen zu beruhigen, reden sie den Arbeitern ein, mit ihnen in einem Boot zu sitzen. Auf die Art 'Wir meinen es ohnehin gut mit euch, nur leider sind auch wir derzeit machtlos und gehen selber auch zugrunde' versuchen sie die Arbeiter bei der Stange zu halten.

Welche Rolle hat die Religion in diesem Stück? Maulers Vorgangsweise; Allgemeine Gedanken zur kapitalistischen bzw. aufgeklärten Gesellschaft:


Verschleierungstaktik der kapitalistischen Gesellschaft:

durch AK deutlich gemachte Wahrheit gesellschaftlicher Verhältnisse:

Sie gibt vor, nur das 'Wohl der Menschen' zu wollen.

Die kapitalistische Gesellschaft versucht durch Heuchelei die Menschen zu täuschen und zu betrügen.

In Wahrheit verwenden sie ihren Machtapperat um die Arbeiter (den niederen Stand) auszunützen, ja auszubeuten.

Die AK fordert die Menschen auf, selbständig zu denken und zu handeln und sich nicht mehr weiterhin von der kapitalistischen Gesellschaft unterdrücken zu lassen (Johanna gegen Ende).

Meine Herren, ich höre immer, daß die armen Leute nicht genug Moral haben, und das ist auch so. Da unten in den Slums nistet die Unmoral selber und damit die Revolution.

. . .

Woher sollen sie denn eine Moral haben, wenn sie sonst nichts haben? Ja, woher nehmen und nicht stehlen?

( Seite 52)

Johanna hofft, den Kapitalisten endlich klar machen zu können, dass die Schlechtigkeit der Armen nur in ihrer Armut liegt. Außerdem versucht sie zu erklären, dass sie sich nur selber zerstören, da die Armen keine Kaufkraft mehr besitzen.

Die heutige 'Soziale Marktwirtschaft' fordert einen sozialen Ausgleich zwischen den einzelnen Bevölkerungsschichten. Dieser Ausgleich findet in der kapitalistischen Gesellschaft in keinster Weise statt, im Gegenteil: die Armen werden immer ärmer und die Reichen werden immer reicher.

Zum ersten Mal kommt der Gedanke auf, einen sozialen Ausgleich zwischen den einzelnen Bevölkerungsschichten zu schaffen.

Ziel Brechts ist es, eine (später s.g.) 'Zentrale Planwirtschaft' zu erreichen: Es sollen die Bedürfnisse aller erfüllt werden, ohne dass dabei ein großer Konkurrenzkampf unter den Leuten entsteht. Es soll nicht mehr das Ziel sein, möglichst viel Geld anzuhäufen!

Durch Vertröstungen und Versprechungen werden die Menschen hingehalten/ruhig gestellt.



Man lässt sich durch leeren Versprechungen der Reichen nicht weiterhin vertrösten, sondern nimmt den Kampf gegen die kapitalistische Gesellschaft auf.

Das Ziel ist es, den eigenen Reichtum zu vergrößern:

Johannas Erkenntnis:

Die aber unten sind, werden unten gehalten

Damit die oben sind, oben bleiben.

Und der Oberen Niedrigkeit ist ohne Maß

Und auch wenn sie besser werden, so hülfe es

Doch nichts, denn ohnegleichen ist

Das System, das sie gemacht haben:

Ausbeutung und Unordnung, tierisch und also

Unverständlich.

(Seite 144)

Die Aufklärung fordert die Arbeiterklasse auf, sich endlich gegen das System des Kapitalismus zu wehren.

Es ist unbedingt nötig, eine Anderung der sozialen Verhältnisse herbeizuführen. Die momentane Situation muss gemeinsam entschärft werden, indem die Reichen sich dazu bereit erklären, den Armeren unter die Arme zu greifen.

Besonders der Arbeiter, dessen persönlicher Ruin auf dem Spiel steht, wird aufgerufen, sich im Widerstandskampf gegen die kapitalistische Gesellschaft zur Wehr zu setzten.

Doch auch Johanna ist naiv und will anfangs mit guten Worten und Suppe bei den Menschen etwas erreichen. Sie meint, dass der, der nach Höherem strebt (von innen heraus, nicht mit Gewalt) auch Höheres erreichen kann (letztendlich GOTT). (Blindes Vertrauen auf die Gerechtigkeit Gottes/in der Welt.)

Diese Vorstellung hilft aber das System zu bewahren.

Es wird vor allem klar gemacht, dass die Menschen durch kleine 'Bestechungen' nicht einfach ruhig gestellt werden dürfen (Suppe; Geld für die 'Schwarzen Strohhüte').

Johanna (sterbend):

'Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht, und

Es helfen nur Menschen, wo Menschen sind.'

(Seite 146)

'Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht': Zum ersten mal ruft sie zur Revolution auf!!

Hauptmotiv des Marxismus: Die herrschenden Zustände können nur durch eine Revolution, die Gewalt einschließt beseitigt werden.

Mauler behauptet,  das Geschäft nicht mehr weiterleiten zu können/wollen, weil er das Leiden der Tiere (Ochs) nicht mehr aushalten kann.

Der Kapitalismus geht praktisch Hand in Hand mit der Religion. Die Religion wird von den Kapitalisten 'finanziert', dafür redet die Religion den Menschen ein, dass jeder in seinen Stand geboren wird

Viehzüchter und Schlächter:

Soll der Bau sich hoch erheben

Muß es unten und Obern geben.

Drum bleib an seinem Ort

Jeder, wo er hingehört.

. . .

Unten ist der Untere wichtig

Oben ist der Richtige richtig.

(Seite 143)

Johanna versucht die Lage objektiver zu sehen und macht deutlich:

Die aber unten sind,

Werden unten gehalten,

Damit die oben sind,

Oben bleiben.

(Seite 144)

Johanna ist zuletzt darum bemüht, die Ausbeutung der kapitalistischen Gesellschaft aufzuzeigen, was ihr aber nicht gelingt. Ihre letzten aufklärerischen Versuche Licht ins Dunkel zu bringen werden vom Chor übertönt, der das Geld und die Macht laut preist.

Die Religion hatte vor allem früher die Vertrösterrolle. Sie sagt den Menschen, dass Gott jeden an den richtigen Platz gestellt hat und dass der, der sich von seinem Platz wegbewegen will, sich automatisch gegen Gott stellt.

Schon Karl Marx sagte:



'Religion ist Opium für das Volk'

Er erkannte, dass die Religion und Gott von den Mächtigen missbraucht werden um das ärmere Volk ruhig zu halten.

Die Aufklärung hatte nicht das Ziel, den Menschen ihren Gauben an Gott zu nehmen, sondern fordert die Menschen auf, sich mit den Thema Religion und Gott kritisch auseinenderzusetzen und nicht blind an die Auslegung der Religion von der kapitalistischen Gesellschaft zu glauben.

Die Aufklärung hat (ähnlich wie die marxistische Pilosophie)das Ziel die Verhältnisse hier auf Erden für die Menschen zu verbessern durch 'vernünftiges' Handeln.

Woran scheitert Johanna? Welche Erkenntnis gewinnt sie daraus?

Johanna, die sich stets auf die Seite der Armen stellte, ist nicht dazu bereit, Gewalt einzusetzen, um das herrschende System zu stürzen. Vielmehr versucht sie, das soziale Bewusstsein der Fabrikanten und Unternehmer zu verändern.

Johanna:

Nicht durch Gewalt

Bekämpft Unordnung und die Verwirrung.

Freilich, riesenhaft ist die Verführung!

. . .

Ich will weggehen. Es kann nicht gut sein,

was mit Gewalt gemacht wird.

. . .

Ich könnt nichts tun

Was mit Gewalt getan sein müßt und

Gewalt erzeugte.

(Seite 111/112)

Johanna, die an das Gute im Menschen glaubt und fest überzeugt ist, jeden Menschen zum Guten erziehen zu können, merkt nicht, dass Mauler, den sie glaubt schon auf ihre Seite gebracht zu haben, in Wirklichkeit nur an seinem eigenen Reichtum interessiert ist und überhaupt kein Mitgefühl für die arbeitslosen Arbeiter hat.

Johanna begreift nicht, dass der Zweck des nächsten Schrittes Maulers, den Schlachthäusern Vieh trotz steigender Preise abzukaufen, der Erhaltung des Kapitalistischen Systems dient. Was nur Berechnung Maulers ist, sieht sie als ein Zeichen der Güte und Menschlichkeit an:

Johanna:

Hört ihr, es gibt Arbeit!

Das Eis in ihrer Brust ist aufgetaut. Zumindest

Der Rechtliche unter ihnen

Hat nicht versagt. Angesprochen als Mensch

Hat er menschlich geantwortet. Es gibt also Güte.

(Seite 109)

Johanna hält die Arbeiter davon ab, Gewalt im Kampf gegen die Fleischkönige einzusetzen. Sie hat sich aber getäuscht in der Güte der Fleischfabrikanten, die jetzt selber Gewalt einsetzen, um dem stillen Aufstand der Arbeiter ein Ende zu bereiten. Die Fleischkönige haben das Militär zur Hilfe gerufen, um ihr System aufrecht zu erhalten.

Jetzt wird Johanna vom Volk fallengelassen: Sie hat die Arbeiter verraten, anstelle ihnen zu helfen.

Johanna bricht nun unter ihrer Schuld, den leidenden Arbeitern nicht geholfen, sondern ihnen geschadet zu haben, zusammen. Ein letztes Mal versucht Johanna, zum Widerstand aufzurufen, doch ihre Reden gehen im allgemeinen Wirbel unter. Sterbend wird sie zur Revolutionärin:

Sorgt doch, daß ihr die Welt verlassend

Nicht nur gut wart, sondern verlaßt

Eine gute Welt!

(Seite 142f.)


Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht.

Es helfen nur Menschen, wo Menschen sind.

(Seite 146)

Johanna gelangt zur Erkenntnis, dass Profitgier (Kapitalisten) und tiefste Armut (Arbeiter) beide Unmenschen erzeugen, die nicht menschlich/moralisch handeln können. Zuletzt kommt also doch noch ihr Aufruf zu einer Revolution, die Gewalt einschließt (Marxistischer Gedanke). Pure Humanität hat am Ende keine Chance. Trotzdem hegt Johanna die Hoffnung, dass später einmal wieder Menschen vernünftig miteinander auskommen werden.

Ich glaube nicht, dass sich Johanna in diesen letzten Satz zum gewaltlosen Widerstand und zur Menschlichkeit bekennt. Im Sinne Brechts deutet der Satz 'Es helfen nur Menschen, wo Menschen sind.' darauf hin, dass 'Menschlichkeit' nur in einem gerechten System Wirklichkeit werden kann. Sie weiß jetzt, dass die herrschenden Zustände nicht gewaltlos zum Guten verändert werden können.Ihre Erkenntnis aber wird erstickt, was deutlich wird durch Snyders Kommentar zu ihrem Tod:

Snyder:

Johanna Dark, fünfundzwanzig Jahre alt, gestorben an

Lungenentzündung auf den Schlachthöfen,

im Dienste Gottes, Streiterin und Opfer.

(Seite 148)

Wie steht Bert Brecht in diesem Stück- im Gegensatz zu 'An die Nachgeborenen' - zur Güte?

Brecht sieht die Güte als Beitrag zu einer 'besseren' Gesellschaft. In 'An die Nachgeborenen' erkennt Brecht, dass diese Güte nur erreichbar ist, wenn er und seine Freunde sich die Hände schmutzig machen. Der Hauptkonflikt in 'An die Nachgeborenen' ist der, dass soziale Gerechtigkeit und eine menschliche Gesellschaft nur mit den Mitteln des Kampfes erreicht werden können.



Brecht bittet in diesem Gedicht die 'Nachgeborenen' um Nachsicht, dass es ihnen unmöglich war, eine sozial gerechte und klassenlose Gesellschaft ohne Kampf und Gewalt zu schaffen. Zwar ist er sich bewusst, dass ´die Herrschenden ohne ihn sicherer saßen´ doch weiß Brecht ebenfalls:

Auch der Haß gegen die Niedrigkeit

Verzerrt die Züge.

Auch der Zorn über das Unrecht

Macht die Stimme heiser.

(Brecht, 'An Die Nachgeborenen')

In 'Die heilige Johanna der Schlachthöfe' ist Johanna nicht davon überzeugt, dass eine soziale Gerechtigkeit nur durch Kampf geschaffen werden kann. Johannas Güte besteht darin, nicht von der Schlechtigkeit der Armen auszugehen. Als sie dann sieht, dass diese wirklich schlecht sind, erkennt sie aber auch sofort den Grund dafür:

Woher sollen sie denn eine Moral haben, wenn sie sonst nichts haben? Ja, woher nehmen und nicht                                                         stehlen?

(Seite 53)

Im Gegensatz zu Mauler und seinen Leuten bleibt sie den Armen gegenüber solidarisch.

Johanna glaubt sogar an das Gute in Mauler, der die Schlachthöfe wieder öffnen lässt:

Zumindest der Rechtliche unter ihnen hat nicht versagt. Angesprochen als Mensch hat er menschlich geantwortet. Es gibt also Güte.

(Seite 109)

Zuspät merkt Johanna, dass Mauler keineswegs plötzlich Mitleid mit den vielen Arbeitslosen hat, sondern lediglich abwägt, wie sich (auf Kosten der Arbeiter) noch mehr Profit machen lässt.

Und gerade dieser unerschöpfliche Glaube an das Gute/die Güte in jedem Menschen ist hinderlich für die Revolution: Johanna ist zunächst nicht gewillt, das Risiko einzugehen, bei einer Revolution auch das Gute in den Menschen aufs Spiel zu setzen.

Persönliche Stellungnahme:

Beim Lesen hat mir das Stück nicht besonders gefallen. Das mag aber daran liegen, dass der Text ein Theaterstück und keine Erzählung ist. Ich finde Stücke generell nicht so gut zu lesen, es sei denn, sie werden in der Klasse mit einer Rollenverteilung durchgenommen. Außerdem war das Stück teilweise ziemlich verwirrend (besonders anfangs) und nicht so leicht zu verstehen.

Doch je mehr ich mich mit dem Buch beschäftigt habe, desto interessanter fand ich es. Erst durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Werk habe ich einen richtigen Zugang dazu gewonnen. Besonders die gute Darstellung der Armut und des Elends hat mich fasziniert und auch betroffen gemacht. Die herrschenden Kapitalisten darf es nicht wundern, dass ihr System einmal überprüft wird von den Arbeitern, denen unter den herrschenden Verhältnissen, in denen die Mächtigen praktisch über Arbeit und ihr Überleben bestimmen können, das Nötigste mangelt.

Ich meine, dass es ein sehr wichtiges Buch war für die damalige Gesellschaft und sicher moderner ist, als man beim Lesen vielleicht vermutet:

Das Stück hat das Ziel, den Zusehern/ Lesern eine Erkenntnis der gesellschaftlichen Verhältnisse zu vermitteln, die sie zum Handeln bewegt. Brecht versucht nicht der große Moralprediger zu sein, sondern er versucht die Leute zum Denken und Handeln anzuregen. Er hatte nicht das Ziel, dass sich die Zuschauer mit irgendeiner Person identifizieren, sondern die Zuseher sollten selber die neuen revolutionären Gedanken des Stückes erkennen und anwenden.

Etwas modernisiert ist Mauler heute ein Beispiel für den modernen Manager, der immer höher und höher hinaus will und dabei auch bereit ist, über Leichen zu gehen.

Im Großen und Ganzen kann ich das Stück auch weiterempfehlen, da ich es, wie schon erwähnt, für ein sehr bedeutendes Stück halte.

Dauerten wir unendlich

So wandelte sich alles

Da wir aber endlich sind

Bleibt alles wie beim alten.

Bert Brecht, um 1955

Dieser Ausspruch macht deutlich, dass Brecht im Jahr vor seinem Tod nicht mehr so sicher ist, dass die Menschen in der Lage sind eine bessere Welt zu schaffen. Diese machbare bessere Welt war aber in den meisten seiner Texte die Zielvorstellung gewesen, die die Menschen zum Handeln bewegen sollte, z.B. auch in diesem Stück und im Text 'An die Nachgeborenen'.

Meiner Meinung nach hat sich die Situation in Europa schon stark verbesser. Allerdings darf man nicht darüber hinwegsehen, dass es einen Kontinent gibt, auf dem die Bevölkerung kaum etwas zum Essen hat und deren Situation sich kaum zu verbessern scheint. Und unser kapitalistisch orientiertes Europa ist sicherlich nicht unschuldig an der momentanen Lage der Entwicklungsländer. Denn erst durch die ausbeuterischen Kolonialmächte hat sich die Situation in Afrika so verschärft.

So gesehen könnte man einen gewagten Vergleich anstellen:

Unser Europa nimmt hier den Platz der 'Fleischfabrikanten', also der Großen und Mäcktigen ein, wärend die Entwicklungsländer den Platz der Arbeiter einnehmen, die bis zu ihrem Ruin ausgebeutet werden.

Indiesem Sinna hatte Brecht vielleicht doch nicht so unrecht und für uns alle gilt weiterhin des Aufruf dafür zu sorgen, 'Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist'.

Alter des Verfassers                     16 Jahre

Schulstufe (Verfassen)                 11. Schulstufe

Jahr (Verfassen)                          2000

Fach       Deutsch

Typ        Literaturarbeit



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