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Referat Analyse: Schillers "Glocke"; Revolutionsstrophe Z. 345-384

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Analyse: Schillers "Glocke ; Revolutionsstrophe Z. 345 384

[Einleitung]

Die Zeilen 345 bis 384 lassen sich in 5 Abschnitte unterteilen.


Im ersten Teil (345-352), welcher noch eindeutig zur Meisterstrophe gehört, warnt Schiller davor, daß es beim Gie en der Glocke zu einer schweren Explosion kommen kann.

Im zweiten Abschnitt (352-356), der optisch auch noch zur Meisterstrophe gehört, wird gemahnt, daß rohe (sinnlos angewendete) Kräfte nicht förderlich sind und daß sich das Volk nicht von alleine befreien sollte, da in diesem Fall "eine Wohlfahrt nicht gedeihen kann .

Im dritten Teil (357-364), welcher jetzt unbestreitbar nicht mehr zur Meisterstrophe gehört, beschreibt Schiller, daß das Volk, wenn es den Arger aufgestaut hat, zur Eigenhilfe greift und mit Hilfe der Glocke, welche eigentlich dem Frieden gewidmet wurde, zur Gewalt aufruft.

Im vierten Teil (365-376) werden die Ausschreitungen geschildert, bei denen alle Menschen völlig hemmungslos zur Gewalt greifen.

Im fünften und letzten Teil (377-384) erklärt Schiller, daß ein Mensch, welcher dem Wahn verfallen ist, schlimmer als ein Löwe oder Tiger ist. Er ermahnt abschließend die Leute, welche dem Blinden eine Fackel geben, da dieser mit der Fackel nicht umgehen kann und die Stadt einäschert.


Beim genaueren betrachten des Versmaßesllt auf, daß die Zeilen 353 bis 356 kein Kreuzreim enthalten, sondern als Paarreim gedichtet sind. Dies hebt die Bedeutung dieser Zeilen noch hervor.

 
Durch sehr bildreiche Sprache, die mit vielen ausdrucksstarken Adjektiven und Adverbien versehen ist, unterstützt Schiller die inhaltliche Bedeutung des Feuers und der exzessiven Gewalt.

Der erste Teil, welcher noch eine Meisterstrophe zu seien scheint, enthält in symbolischer Form alle später folgenden Aussagen. Das glühende Erz ist ein starkes Gewaltpotential, welches schwere Verwüstungen bewirken kann, wenn es falsch gehandhabt wird. Direkt danach liefert Schiller die Übertragung dieser Situation auf die Politik. Ansonsten friedliche Bürger greifen plötzlich zu gewaltsamen Mitteln, wenn sich genug Feuerzunder geh uft hat. Der Feuerzunder (materiell betrachtet) liefert einem kleinen Feuer mehr Brennmaterial , und kann auf diese Weise ein sehr großes Feuer entfachen. Übertragen auf die Situation der Bürger hei t dies, daß sie viel Frust und Aggressionen still aufstauen, welche dann irgendwann einen idealen Nährboden für gewalttige revolutionäre Gedanken bildet.

Jedoch werden die Bürger nicht als Schuldige dargestellt, sondern ihnen wird eine Unterdrückung anerkannt ZA "zerrei end seine Kette" ZE. Außerdem redet Schiller von Eigenhilfe, so als ob man Hilfe von anderer Seite sofort angenommen hätte.

Die Glocke, welche eigentlich christliche Friedensklänge verbreiten soll, wird bei einer solchen Ausschreitung mi braucht, um zur Gewalt anzustiften. Schiller schildert eingehend, wie brutal und wahnwitzig sich die Menschen verhalten. Diese Ausführungen können jedoch zusammenfassend behandelt werden.

Im großen Teilen des Textes wird dem Leser vorgeführt, daß alle moralischen Instanzen ausgeschaltet sind und sich das tief Böse im Menschen breit macht. Sogar die Frauen, welche damals im politische Geschehen praktisch nicht aktiv waren, nehmen an diesen Ausschreitungen teil. Er vergleicht den Menschen mit einem Löwen und Tiger und kommt zum Schlu , daß der Mensch in seinem Wahn sehr viel schlimmer ist.


Bisher hat Schiller seine Botschaft immer nur schwammig angekündigt. In den, wegen ihres abweichenden Versschema auffallenden, Zeilen 352-356 bringt er zwar schon einen gro en Teil seiner Hintergedanken preis, auf den Punkt kommt er aber erst zum Schlu .

In den letzten vier und sehr wichtigen Zeilen, benutzt Schiller ein sehr gutes Symbol, in dem man seine Botschaft klar und deutlich erkennen kann.

Er sagt, daß man einem Blinden keine Fackel geben darf, da dieser etwas entflammen könnte. Höchstwahrscheinlich würde dies ein Blinder nicht absichtlich tun, aber wegen seiner eingeschränkten Perspektive, ist er nicht in der Lage das Gewaltpotential des Feuers zu beherrschen. Außerdem nützt ihm die Fackel sowieso nichts, da er auch mit Licht nichts

sehen kann. Man m eher dem die Schuld geben, der dem Blinden die Fackel in die Hand gedrückt hat. NUR auf diese Menschen bezieht sich der Appell in den letzten Zeilen ! Überträgt man das starke Symbol nun auf die Politik im Mittelalter, so liegt nahe, den Blinden mit den Bürgern gleichzusetzen. Diese haben auch ein ungeheures Zerstörungspotential zur Verfügung, daß sie nicht beherrschen können und welches sich in Form von exzessiver Gewalt den Weg bahnt. Und letztendlich helfen ihnen diese Ausschreitungen bei der Bewältigung ihrer Probleme auch nicht weiter, genau so wie dem Blinden das Licht keine Hilfe bringt.

Die Frage, die sich nun stellt, ist: Wer trägt die Schuld an den Verwüstungen?

Die Bürger sind in erster Linie unschuldig, da sie diese Gewalt eigentlich unbeabsichtigt entfachen, genau so wie ein Blinder nicht weiß, was er mit seiner Fackel anrichtet. Schuld sind also die, die zulassen, daß sich bei den Bürgern ein solches Potential entwickelt und unkontrolliert auslebt.

Jetzt stellt sich wiederum die Frage: Wer ist mit diesen Personen gemeint?

 
Ich glaube, daß Schiller nicht den normalen Adel meinte, weil dieser ja der Grund für die Ketten sind, die sich die Bürger vom Leib rei en wollen. Evtl. appelliert Schiller an die Menschen, welche die Macht hätten das Aktionspotential der Bürger für gute Zwecke zu nutzen und zu lenken.

Ich vermute, daß er damit reformwillige Adlige oder bürgerliche politisch engagierte

Intellektuelle ansprechen möchte.


Meiner Meinung nach wollte Schiller, den Menschen damals zeigen, daß unkontrollierte Aggressionen, auch wenn sie gerechtfertigt sind, nicht zur sinnvollen Revolution führen, sondern im Gegenteil das Chaos herbeirufen. Damit dies nicht geschieht muß diese Aggressionen kanalisiert und nutzbar gemacht werden. Die Bürger scheinen von Schiller als primitiv und unmündig angesehen zu werden, da sie alleine nicht in der Lage sind sich zu helfen.

Nur mit Hilfe von einer Führung, mit Koordination und kühlem Kopf, lassen, so Schiller, die

Mißstände der mittelalterlichen Gesellschaft bek mpfen.



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